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Drei Fragen an ... Lisa Lenz

Kurz erklärt: Die Aufgaben und Ziele der buildingSMART-Fachgruppe Open-BIM in der Fabrikplanung

Lisa Lenz

Dr. Lisa Lenz ist Sprecherin der buildingSMART-Fachgruppe Open-BIM in der Fabrikplanung. Im Kurzinterview stellt sie sich und die bSD-Fachgruppe vor.

Wer sind Sie?

Ich bin Lisa, 36 Jahre alt, Bauingenieurin, Gesellschafterin und Geschäftsführerin der Building Information Cloud GLWG GmbH (BIC) sowie Gesellschafterin der Building Information Management GLW GmbH (BIM-GLW). Ich habe von 2016 bis 2019 an der TU Dortmund am Lehrstuhl Baubetrieb und Bauprozessmanagement im Rahmen des DFG GRK 2193 „Anpassungsintelligenz von Fabriken im dynamischen und komplexen Umfeld“ promoviert und während meiner Doktorarbeit ein Bewertungssystem zur Entscheidungsunterstützung für Fabrikgebäudeanpassung auf Basis der Building Information Modeling Methode entwickelt.

Aktuell leite ich als Postdoc an der TU Dortmund das Exist-Forschungstransfer Forschungsprojekt BIC, dass mit einer Startup-Gründung verbunden ist. In dem Startup entwickeln wir eine Software-as-a-Service-Lösung, mit der Bauplanungsergebnisse automatisiert überprüft werden können. Mit der BIM-GLW bieten wir mit unserem Team Beratungsleistungen rund um die BIM-Methode im Rahmen von vier verschiedenen Geschäftsbereichen an: BIM-Management, BIM-Beratung, BIM-5D und BIM Fabrikplanung.

Das Leistungsspektrum unserer Fabrikplanungsprojekte ist eine Symbiose interdisziplinärer Datenstrukturen aus der Produktionssystemplanung und Fabrikgebäudeplanung im Kontext von Open-BIM. Wir entwickeln Konzepte für Green- und Brownfield-Projekte, führen BIM-Koordinationsprozesse durch und bewerten verschiedene Planungsvarianten hinsichtlich deren Auswirkungen auf Zeit- und Kosten. Außerdem führen wir ein BIM-basiertes Zeit- und Kostencontrolling durch.

Zudem unterstützen wir unsere Kunden mit Simulationsmethoden beispielsweise bei der Umzugsplanung neuer Mieter in bestehende Fabrikimmobilien. Darüber hinaus bin ich Mitglied im VDI Richtlinienausschuss 2552 und Sprecherin der buildingSMART-Fachgruppe Open-BIM in der Fabrikplanung sowie der Regionalgruppe Nordbayern.

Was wollen Sie?

Wir entwickeln uns über die Mitarbeit in verschiedenen Gremien in diesem Bereich immer weiter und vernetzen uns in Form von Forschungsprojekten wie zum Beispiel FaBIM mit verschiedenen Partnern, um am Puls der Zeit zu bleiben. Die große Vision eines ganzheitlichen, Open-BIM basierten Fabrikplanungsprozesses bis hin zum virtuellen Zwilling ist nur möglich, wenn wir gemeinsam daran arbeiten. Um diese Vision erreichen zu können, ist ein Fabrikplanungsnetzwerk notwendig, bestehend aus allen Stakeholdern wie z. B. Fabriklayoutplanenden, Architekturbüros, TGA-Planenden oder Fabrikbetreibern.

Wir müssen gemeinsam darüber diskutieren, was benötigt wird, wie wir effizient zusammenarbeiten können und wo wir ansetzen müssen, um vor allem die Lebenszyklusphase Betrieb adressieren zu können. Sie hat den höchsten Impact, weil hier der höchste Anteil an den Lebenszykluskosten anfällt. Dafür müssen mit der Weiterentwicklung des IFC-Standards die technischen Voraussetzungen geschaffen werden.

Aber auch die organisatorischen und sozialen Rahmenbedingungen, d. h., der Faktor Mensch im Prozess, müssen betrachtet werden. Aus bautechnischer Perspektive müssen wir einen Ansatz für ein dynamisches BIM-Modell für die Betriebsphase entwickeln, das als Basis für einen virtuellen Zwilling fungieren kann. Wenn wir praktikable Lösungen in verschiedenen Umsetzungsstufen für die Betriebsphase entwickeln, werden die immensen Potenziale gerade für die Fabrikbetreiber transparent, und es führt kein Weg mehr an BIM-Fabrikplanungsprojekten vorbei – ob Green- oder Brownfield.

Nächste Schritte?

Wir arbeiten kontinuierlich mit unseren Kunden, bei buildingSMART Deutschland, dem VDI und in unserem Forschungsprojekt FaBIM an neuen Lösungen. Dafür wünsche ich mir eine noch intensivere Vernetzung aller Gruppen und eine größere Einbindung von Industriepartnern und Fabrikbetreibern. Dies könnte zum Beispiel in Form von Vernetzungsveranstaltungen wie kleinen Konferenzen zum Themenschwerpunkt funktionieren. Wir haben im September 2022 bereits einen kleinen Expertenkreis in Augsburg zusammenbringen können und möchten gern an diese erfolgreiche Präsenzveranstaltung anknüpfen.

Daneben arbeiten wir mit Hochdruck an Standards und Richtlinien, sodass die ersten Ergebnisse der Zusammenarbeit von VDI und buildingSMART Anfang 2023 in Form einer Expertenempfehlung 2552 Blatt 11.8 „BIM in der Fabrikplanung“ sowie einer Richtlinie 2552 11.8.1 „Informationsaustauschanforderungen in der Fabriklayoutplanung“ erscheinen werden.

Unsere fünf kleinen Arbeitsgruppen in der Fachgruppe Open-BIM in der Fabrikplanung nehmen diese Ergebnisse in deren Aktivitäten auf und arbeiten im Speziellen an der Schnittstelle zwischen Produktionssystem- und TGA-Planung, der Erweiterung von IFC für Fabrikobjekte, der Kollisionsprüfung zwischen Produktionssystem und Gebäude, dem digitalen Zwilling der Fabrik sowie der kontinuierlichen As-Built-Dokumentation von Fabriken.

Kollaboration ist dabei das Zauberwort, das sowohl mit der BIM-Methode im Allgemeinen erreicht werden soll, aber auch vor allem für die Entwicklung von Open-BIM in der Fabrikplanung von elementarer Bedeutung ist. Dementsprechend rufen wir alle Interessierten dazu auf: Meldet euch! Wir freuen uns darauf, gemeinsam an diesem spannenden Thema arbeiten zu können.

Weitere Informationen zur buildingSMART-Fachgruppe Open-BIM in der Fabrikplanung
Mailkontakt: fg-fabrikplanung@buildingsmart.de

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Gesellschafterin BI Management

Dr.-Ing. Lisa Lenz ist promovierte Bauingenieurin und Geschäftsführerin im Exist-geförderten Start-up Building Information Cloud. Darüber hinaus ist sie Gründerin und Gesellschafterin der Building Information Management GLW GmbH. Lisa Lenz ist Mitglied im VDI-Richtlinienausschuss 2552 sowie Sprecherin der buildingSMART-Fachgruppe Open-BIM in der Fabrikplanung und der Regionalgruppe Nordbayern. (bimanagement.de)