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Open-BIM in der Anwendung ist das Ziel

„In der vollständigen Digitalisierung der Prozesse des Planens, des Bauens und Betreibens bis hin zum Rückbau sehen wir einen entscheidenden Hebel für die Modernisierung und Beschleunigung des Bauens.“ Das sagte Dr. Rolf Bösinger, Staatssekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, zu Beginn seiner Rede auf unserem 27. buildingSMART-Forum, das am 7. November 2023 in Berlin stattfand.

So sei es zentrales Anliegen des Bundesbauministeriums, die Digitalisierung in der Wertschöpfungskette Bau voranzutreiben – nicht nur, um in Sachen Effizienz und Produktivität gegenüber anderen Branchen aufzuholen, sondern auch, um den heutigen Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen: die Schaffung von preisgünstigem und bezahlbarem Wohnraum, das Erreichen der Klimaziele sowie die Fachkräftesicherung in der Wertschöpfungskette Bau.

Digitale Prozesse brauchen schnelle Genehmigungsverfahren

Doch um das Ziel der vollständigen Digitalisierung zu erreichen, müssten unter anderem die Unterschiede zwischen ausführenden Unternehmen und planenden Berufen hinsichtlich des Digitalisierungsgrades verkleinert werden. Ebenso sei die Teilhabe der vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen und Planungsbüros eine der Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Digitalisierung in der Wertschöpfungskette Bau.

Staatssekretär Dr. Rolf Bösinger hob außerdem hervor, dass die Digitalisierung von Planung und Ausführung schnelle Genehmigungsverfahren erfordere und fordere. „Der digitale Bauantrag trägt wesentlich zur Beschleunigung der Genehmigungen bei. Eine erfolgreiche, prozessübergreifende Digitalisierung bedarf einer Standardisierung der Schnittstellen“, sagte er. Hieran habe der Bund ein erhebliches Interesse, auch wenn für die Digitalisierung des Bauantragverfahrens gemäß Online-Zugangsgesetz entsprechend der grundgesetzlichen Kompetenzverteilung eigentlich die Länder verantwortlich seien. 

Doch immerhin werde der federführend von Mecklenburg-Vorpommern entwickelte Online-Dienst Digitaler Bauantrag getreu dem EfA-Prinzip, Einer-für-alle, nun auch von anderen Bundesländern genutzt: aktuell von Baden-Württemberg, Bremen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Rheinland-Pfalz und Niedersachsen. „Digitalisierung denken wir ganzheitlich konsequent weiter – bei allen Aktivitäten zum digitalen Bauantrag werden wir im nächsten Jahr den BIM-basierten Bauantrag fest im Blick haben“, sagte Rolf Bösinger.

Enge Kommunikation zwischen allen Beteiligten

Eine weitere Voraussetzung für die vollständige Digitalisierung sieht Rolf Bösinger zudem in einer guten und engen Kommunikation zwischen allen an der Wertschöpfungskette Bau Beteiligten, nur damit seien die vorhandenen Effizienzpotenziale zu heben: Kommunikation zwischen den Projektentwicklern und Planern, der ausführenden Bauwirtschaft, den Betreibern und Nutzern. Er sagte im Wortlaut:

Eine wesentliche Grundlage für eine erfolgreiche Anwendung digitaler Methoden ist die Entwicklung offener und herstellerneutraler Standards für den Datenaustausch. Unser Ziel ist daher die Anwendung von Open-BIM. Damit unterstützen wir eine kooperative Zusammenarbeit, die notwendige Daten medienbruchfrei zur Verfügung stellt und die Möglichkeit bietet, innovative Lösungsansätze und Ideen schnell in die BIM-Prozesse zu integrieren und Mehrwerte zu generieren.
Dr. Rolf Bösinger,  Staatssekretär im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen

Bei allen Vorteilen, die in der Digitalisierung liegen, sieht Rolf Bösinger aber auch die Wirtschaft in der Pflicht und Verantwortung. Die Entwicklung neuer Anwendungsfälle und die Anwendung digitaler Methoden liege beim Markt und den daran beteiligten Unternehmen selbst. Der Bund werde die Digitalisierung nur dort unterstützen, wo es dem Markt strukturbedingt schwerfalle, die notwendigen Voraussetzungen zu entwickeln – zum Beispiel bei den genannten Standards für den Datenaustausch.

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Dr. Rolf Bösinger

Bildcredit: eventfotografen.berlin/Jens Ahner für buildingSMART Deutschland

Ein gutes Tandem: Digitalisierung und Nachhaltigkeit

Große Potenziale sieht das Bundesbauministerium schließlich in der Kombination der beiden Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Rolf Bösinger sagte: „Die Anwendung digitaler Methoden im Bereich der Nachhaltigkeit ermöglicht eine frühzeitige Bewertung der Umweltwirkungen von Bauwerken und ermöglicht so fundierte Entscheidungen bereits in frühen Projektphasen.“ Als bereits vorhandene digitale Tools zählte er die Plattform ÖKOBAUDAT, das Online-Ökobilanzierungstool eLCA sowie das Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen – Erstellung eines EDV-gestützten Bewertungs- und Dokumentationsinstruments (eBNB) auf. Rolf Bösinger forderte aber auch, dass die Anwendung dieser Tools in den BIM-Prozess integriert werden müssten, um Redundanzen zu vermeiden.

Insgesamt biete der digitale Wandel laut dem Staatssekretär der Verwaltung sowie der Wertschöpfungskette Bau große Chancen, doch speziell bei der Verknüpfung von Prozessen und der Einbindung von allen Beteiligten in den digitalen Austausch bestehe noch Handlungsbedarf. Und: Es brauche einen Mind Change-Prozess. Auch in der Exekutive. Rolf Bösinger sagte: „Wir müssen Gesetzesentwürfe so aufstellen, dass sie auch digital umgesetzt werden können. Nämlich einfach.“