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KI-Einsatz in der Immobilienwirtschaft. Aber wie?

Die Bandbreite an Chancen durch den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) ist enorm. Allerdings sind auch die Risiken nicht zu unterschätzen. Vor diesem Hintergrund hat das Competence Center Prozess Management Real Estate (CC PMRE) die Marktstudie „KI – aber wie?“ durchgeführt. Für die Studie sind 215 Expertinnen und Experten der Immobilienwirtschaft befragt worden. Ebenso 242 Vertreterinnen und Vertreter der Generation Z, von denen 156 Studierende immobilienwirtschaftlicher Studiengänge aus Deutschland waren sowie 86 Studierende übergreifender Fachrichtungen aus dem internationalen Umfeld.

Der im Rahmen der Marktstudie entstandene PMRE Monitor 2024, ein Gemeinschaftswerk des CC PMRE, der HTW Berlin sowie der cctm real estate & infrastructure AG zeigt, welche Visionen mit KI umsetzbar sind, wie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den KI-Einsatz mobilisiert werden und wie sich die digitale Transformation des gesamten Unternehmens gestalten lässt.

Demnach ist eine systematische Auseinandersetzung mit KI in der Immobilienwirtschaft zwingend erforderlich. Denn:

  • 71 Prozent der alltäglichen Tätigkeiten haben das Potenzial zur KI-Unterstützung.
  • KI reduziert den Personalbedarf in der Immobilienwirtschaft um 22 Prozent.
  • Die Nachfrage nach Büroflächen ist aufgrund von KI um 26 Prozent gesunken.
  • KI erfordert den Investitionsbedarf von 5,7 Prozent des Umsatzes.
  • KI-Investitionen führen zu sinkenden IT-und Personalkosten.

 Die Autorinnen und Autoren des PMRE Monitors haben außerdem zehn Punkte identifiziert, um die zukünftige Weichenstellung bezüglich Künstlicher Intelligenz in den Unternehmen zu unterstützen, um Unsicherheiten zu minimieren und Fehlinvestitionen zu vermeiden. Diese Punkte sind:

  1. KI-Assistent teilt den Schreibtisch
    71 Prozent der täglichen Tätigkeiten haben das Potenzial zur KI-Unterstützung. Pro Woche werden im Schnitt 7,9 Stunden für die manuelle Bearbeitung von Daten benötigt, 6,6 Stunden für die Durchführung von Internetrecherchen und 5,2 Stunden bzw. 5 Stunden für die Prüfung von wiederkehrenden Texten oder der Suche nach Dokumenten in der Ablagestruktur. Für die Erstellung von wiederkehrenden Texten werden immerhin noch 3,9 Stunden pro Woche benötigt. In Zukunft wird hierbei der KI-Assistent unterstützen.
  2. KI-Skeptiker, KI-Experimentierer und KI-Vorreiter erfordern individuelle Führung
    24 Prozent der Immobilienfachkräfte haben bisher keine Erfahrungen mit KI-Lösungen, 23 Prozent befürchten Risiken, lehnen KI ab oder fühlen sich ohnmächtig. Nur 4 Prozent setzen KI-Tools im beruflichen Alltag intensiv und regelmäßig ein. Daraus ergeben sich drei Cluster: KI-Skeptiker (25%), KI-Experimentierer (60%) und KI-Vorreiter (15%). Jede Gruppe hat ihre eigenen Chancen, Risiken und Bedürfnisse, die Führungskräfte kennen sollten, um ihre Teams zum KI-Einsatz zu mobilisieren.
  3. KI mit breitem Einsatz in der immobilienwirtschaftlichen Wertschöpfungskette
    Auf der Liste der Prozesse mit KI-Unterstützung stehen das Daten- und Dokumentenmanagement sowie das Reporting ganz weit oben (87%). Danach folgen die Leistungsfelder Buchhaltung und Gebäudeadministration (79%), Bewertung und Finanzen (70%) sowie das Strategische Immobilienmanagement (69%). Besonders sticht hier das ESG-Monitoring mit 76 Prozent heraus. Der Bedarf an Überprüfung von Regularien ist groß – die KI-Potenziale sind es ebenfalls. Weniger Einsatzchancen werden hingegen in den Bereichen Technisches Immobilienmanagement (56%) sowie Projektentwicklung und Bau (55%) gesehen. Aufgrund bereits heute verfügbarer KI-Lösungen ein unterschätztes Feld.
  4. KI minimiert den Personalbedarf – und weckt Hoffnung für das Handwerk
    KI wird den Personalbedarf in der Immobilienwirtschaft um 22 Prozent reduzieren. Besonders betroffen sind Buchhalter (-41%), Bewerter (-34%) und Makler (30%). Geringere Sorgen müssen sich Baufachkräfte machen, deren Reduktionspotenzial durch KI lediglich auf 6 Prozent beziffert wird – ein Grund, warum die KI-Vorreiter ihre handwerklichen Fähigkeiten ausbauen möchten. KI ersetzt Arbeitskräfte, sorgt aber damit vielleicht sogar für das dringend erhoffte Revival des Handwerks.
  5. KI spart Flächen ein, verspricht aber auch Chancen für eine neue Asset-Klasse
    Wenn KI Arbeitskräfte einspart, dann verringert sich auch der Flächenbedarf. Aus Sicht der Studienteilnehmer liegt die Reduktion der Büroflächen bei 26 Prozent. Ein herber Schlag, zumal die Asset-Klasse Büro ohnehin akut unter dem Trend zum Homeoffice leidet. Doch auch andere Nutzungstypen müssen mit Rückgängen rechnen: Handel minus 24 Prozent, Produktion & Logistik minus 16 Prozent, Hotels minus 10 Prozent sowie Fürsorge & Gesundheit minus 8 Prozent. Im Mittel läuft dies auf eine KI-bedingte Flächenreduktion von minus 17 Prozent hinaus. Ein Lichtblick: Rechenzentren boomen durch KI umso mehr.
  6. KI als heimlicher Klimakiller enttarnt
    KI ist hochgradig ressourcenintensiv. Energie wird für die Rechenleistung und die Kühlung der Systeme benötigt. Experten weisen dem IT-Sektor heute einen Anteil von 2 bis 4 Prozent des globalen CO2-Aufkommens zu – also die gleiche Größenordnung wie der Flugverkehr. Doch mit einer Wachstumsrate von jährlich 9 Prozent wird der CO2-Ausstoß massiv ansteigen. Umso dramatischer daher, dass unter den 15 Risiken der KI der Anstieg des CO2-Volumens auf dem vorletzten Platz rangiert. Ein unterschätztes Risiko, so die Studienautorinnen und -autoren, zu dem es dringend Aufklärung und Sensibilisierung bedürfe.
  7. KI mit breiter Erfolgspalette – für diejenigen, die es wagen
    Der aktuelle Implementierungsgrad in der Immobilienwirtschaft ist gering. Nur bei 4 Prozent der Unternehmen ist KI bereits im Einsatz. Dabei könnte sich der Aufwand lohnen: KI-Nutzer haben signifikant niedrigere Personal- und IT-Kosten und weisen einen höheren Innovationsgrad wie auch eine bessere Prozesseffizienz auf. KI verhilft den Unternehmen zu mehr Wettbewerbsfähigkeit und daher zu einer langfristigen Stabilität im Markt. Zur Implementierung hilft das Digital-Change-Management-Modell. Der Wirkungsgrad ist mit 72 Prozent enorm – der aktuelle Umsetzungsstand jedoch erschütternd niedrig.
  8. KI-Investitionen: Technik allein ist noch lange nicht alles
    KI ist kostenintensiv. Aus Sicht der Teilnehmer sind Investitionen in Höhe von 5,7 Prozent des Umsatzes erforderlich. Auch zur Mittelverteilung liegen Angaben vor: 46 Prozent für die Organisation, also Personal und Prozesse, 27 Prozent für Daten und 23 Prozent für Applikationen. Im Ansatz ist diese Verteilung sinnvoll. Doch die Pioniere sind radikaler und widmen 70 Prozent ihrer Investitionen dem Personal und den Prozessabläufen. Trotz technischer Natur der KI fordert das soziale Gefüge die größte Aufmerksamkeit.
  9. Wirtschaft und Gen Z mit unterschiedlichen KI-Perspektiven
    Die große Chance von KI liegt in der Steigerung der Unternehmenseffizienz. Risiken erwachsen vor allem aus Fehlentscheidungen, Haftungsfragen oder der Abhängigkeit von KI-Anbietern. Insgesamt überwiegen jedoch aus Sicht der Wirtschaft klar die Vorteile. Die Generation Z hingegen ist kritischer: Ihrer Meinung nach birgt KI für die Gesellschaft deutliche Gefahren. Zudem bestehen persönliche Ängste, insbesondere vor einem Arbeitsplatzverlust (∆ +15%). Daher ist der Anteil derjenigen, die angeben, KI zu fürchten, in der Generation Z national mehr als 3-mal so hoch wie in der Wirtschaft.
  10. KI – aber nur mit finanziellem Vorteil
    Was sind die Motivationsfaktoren zur Nutzung von KI? Aus Sicht der Wirtschaft ist es essenziell, dass jeder Einzelne mitentscheiden darf, welche Aufgaben die KI übernehmen soll (83%). Die Generation Z teilt diese Sicht, wenn auch nicht im gleichen Maß. Der Faktor Geld überwiegt. Denn die Einstellung Gen Z hierzulande verändert sich insbesondere dann positiv, wenn die KI-Entwicklungen zu einem persönlichen finanziellen Vorteil führen (88%).

Die vollständige Ergebnispublikation erfolgt in Form des PMRE Monitors 2024 am 30. Januar 2024.