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Digitale Planungsmethoden und klimaverträgliches Bauen

Im Auftrag des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie hat KPMG Law das Impulspapier „Klimaverträglich bauen mit einen Schattenpreis für CO2-Emissionen“ erarbeitet. Darin wird aufgezeigt, „welche Handlungsmöglichkeiten und Beispiele für eine klimaverträgliche öffentliche Beschaffung bereits bestehen und welche Unbekannten einer weiteren Analyse bedürfen“, wie es im Vorwort des Papiers heißt. 

Für das Impulspapier wurde zudem ein erster vergabe- und haushaltsrechtlich zulässiger Ansatz für den deutschen Markt entwickelt. Wobei die Autorinnen und Autoren das Papier als einen ersten Ausgangspunkt für weitere Diskussionen verstanden wissen wollen.

Klar ist aber, wie Tim-Oliver Müller, Hautgeschäftsführer beim Hauptverband der Bauindustrie, auf LinkedIn schreibt, dass CO2-Emissionen in der Vergabe von Bauvorhaben transparent gemacht, bepreist und somit bewertet werden müssen. Es dürfe nicht mehr länger nur um den billigsten Preis, sondern es müsse um die nachhaltigste und wirtschaftlichste Lösung gehen. Mit einem CO2 Schattenpreis würden die Unternehmen einen Anreiz erhalten, ihr Know-how zur Entwicklung der besten Lösung und zur Reduzierung von CO2-Emissionen einzusetzen – fair, transparent und unbürokratisch.

BIM mit sechster Dimension für die Nachhaltigkeit

In dem veröffentlichten Papier wird auch die Rolle der Digitalisierung für das Erreichen von Transparenz hervorgehoben. Die Entwicklung des digitalen Gebäuderessourcenpasses schaffe Transparenz über die verbauten Materialien, die Treibhausgasemissionen von Gebäuden sowie deren Kreislauffähigkeit, heißt es.

Erwähnt wird zudem, dass die Straßenbauverwaltung Bayern derzeit die Bewertung von Konzepten der Bieter zum Bauprozessmanagement erprobt: Demnach würden Konzepte eine Höchstpunktzahl erhalten, die eine Bauabwicklung mit Echtzeitkontrolle und Prozessoptimierung einsetzen und einen digitalen Zwilling zur Simulation des Projektablaufs nutzen würden.

Und schließlich seien digitale Planungsmethoden wie Building Information Modeling, kurz: BIM, laut den Autorinnen und Autoren für die Konsolidierung von Daten sehr hilfreich, mit denen sich die Treibhausgasemissionen über den Lebenszyklus eines Gebäudes berechnen lassen. Die Darstellungstiefe der Baudaten könne über die sechste Dimension zur Nachhaltigkeit (BIM 6D) erreicht werden, sodass frühzeitig vollständige und genaue Emissions- und Energieeffizienzdaten ermittelt werden könnten, „um eine Gesamtdarstellung der Emissionen eines Gebäudes über den gesamten Lebenszyklus zu erhalten“. Im Wortlaut heißt es: „Durch den Einsatz von BIM besteht die Möglichkeit, alle für die Ökobilanzierung relevanten Bauteilinformationen bereits frühzeitig in der Planung in einem digitalen Gebäudemodell abzubilden und dieses dann auch für das Treibhauspotenzial über die gesamte Bauzeit („as built“) fortzuschreiben. So können nicht nur frühzeitig verlässliche Entscheidungen in Bezug auf die Klimaziele getroffen werden, sondern deren Erfüllung auch jeweils aktuell verfolgt werden. Das ermöglicht ein schnelles Gegensteuern bei Überschreitungen und trägt so nicht nur zur einfacheren Nachweisführung, sondern auch zur Erreichung der Projektziele bei. Auch bei der Prüfung von Nebenangeboten ist BIM sehr hilfreich, weil die Auswirkungen einer abweichenden Ausführung schneller und besser erkannt werden können.“

BIM unterstützt CO₂-Minderung entscheidend

Maßnahmen, die sich mit Aussagen von Prof. Dr. Cornelius Preidel, dem Vorstandsvorsitzenden von buildingSMART Deutschland, decken. Cornelius Preidel sagte in einem Ende September 2023 veröffentlichten Interview gegenüber dem Magazin Deutschlands Bauwesen unter anderem: „Die Zielrichtung ist klar: Produktionen mit starkem CO₂-Ausstoß werden teurer, Bauweisen mit einem geringen Carbon-Footprint mehr und mehr begünstigt. Nicht umsonst heißt es vielfach: „Der CO₂-Ausstoß wird die neue Währung.“ Die Nutzung von BIM unterstützt bei der CO₂-Minderung entscheidend. Das gilt für den Bestand – die Energiewende müssen wir vor allem dort bestreiten – aber genauso für den Neubau. Nachhaltigkeit lässt sich in allen Bereichen mit BIM-basierten Simulationen abbilden, an etlichen Stellschrauben in jeder einzelnen Lebenszyklusphase eines Bauwerks.“ 

Das Impulspapier „Klimaverträglich bauen mit einen Schattenpreis für CO2-Emissionen“ gibt es hier zur Einsicht.