"Screenshot Überblick zur Studienlage zur Wirtschaftlichkeit des Einsatzes der Methode BIM" / Bundesministerium für Verkehr
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BIM in der Verkehrsinfrastruktur: Studie belegt deutliche Wirtschaftlichkeitsvorteile

Das Bundesministerium für Verkehr hat die umfassende Literaturstudie "Effizienz durch Digitalisierung: Wirtschaftliche Potenziale von BIM in der Verkehrsinfrastruktur" vorgelegt. Die Untersuchung, die Forschungsergebnisse aus über 14 Jahren auswertet, kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: BIM wirkt – allerdings vor allem dann, wenn die Methode richtig implementiert wird.

Positive Effekte wissenschaftlich belegt

Die Analyse von 32 ausgewählten Studien aus dem Zeitraum 2010 bis 2024 zeigt messbare Verbesserungen in allen Projektphasen. In der Planung, beim Bau sowie im Betrieb und in der Instandhaltung wurden durchweg positive Effekte nachgewiesen. Besonders deutlich zeigen sich die Vorteile bei komplexen Großprojekten durch die Früherkennung von Fehlern und Kollisionen, durch verbesserte Informationsflüsse, durch eine höhere Planungs- und Entscheidungsqualität sowie durch schnellere Abläufe und geringere Nacharbeiten.

Konkret belegen die Studien Kosten- und Zeiteinsparungen von bis zu acht Prozent. Die Return-on-Investment-Werte (ROI) reichen von 16 Prozent bis über das Zehnfache der Investition, in Einzelfällen sogar bis zum 300-Fachen. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis (Benefit-Cost-Ratio, BCR) liegt zwischen 1,6 und 10. In der Betriebsphase wurden bis zu zehn Prozent geringere Betriebskosten und eine höhere Lebenszykluseffizienz festgestellt.

Hürden bremsen Verbreitung

Trotz nachgewiesener Vorteile geht die Studie auch auf Hemmnisse und Herausforderungen ein. Laut einer zitierten BITKOM-Umfrage unter 504 Handwerksunternehmen sehen zwar 76 Prozent BIM als Teil ihrer Digitalisierungsstrategie, doch nur 18 Prozent arbeiten bereits mit entsprechender Software. 63 Prozent haben sich sogar bislang nicht oder nicht ausreichend mit dem Thema beschäftigt.

Als zentrale Bremsfaktoren identifiziert die Studie technische Fragmentierung durch unterschiedliche Softwarelösungen und Dateiformate, Kompetenzlücken in der Baupraxis sowie hohe Investitionsbedarfe. 47 Prozent der Unternehmen planen Schulungen, fehlendes Know-how verhindere jedoch vielfach die BIM-Nutzung und reduziere die Wirkung der Methode erheblich. Ohne einheitliche Standards und Schnittstellen bleibe BIM hinter seinen Möglichkeiten zurück, so ein weiteres Ergebnis.

Zwei Wege zur Wirtschaftlichkeitsbewertung

Die Studie stellt zwei zentrale Bewertungsansätze vor: Die Return-on-Investment-Berechnung (ROI) als populärsten rein monetären Ansatz sowie die Cost-Benefit-Analyse (CBA), die monetäre und nicht-monetäre Kennzahlen kombiniert. Während der ROI vor allem die Rentabilität aus Investorensicht misst, bewertet die CBA die gesamtwirtschaftliche Vorteilhaftigkeit über den gesamten Lebenszyklus.

Unterschiede zwischen Verkehrsträgern

Die Wirtschaftlichkeit variiert je nach Verkehrsträger. Im Schienenverkehr wurden Produktivitätssteigerungen von 2,9 Prozent, Zeiteinsparungen in der Bauausführung von 40 bis 80 Prozent und Kostenreduktionen von bis zu 50 Prozent nachgewiesen. Im Straßenbau belegen Einzelstudien Bauzeitreduktionen von 8,3 Prozent und Kostenreduktionen von 5,94 Prozent.

Für den Wasserstraßenbau fehlen laut Studie belastbare quantitative Daten. Qualitative Untersuchungen zeigen jedoch Potenziale bei Wartung, Überwachung und Instandhaltung. Der Sektor befinde sich noch in der "Vor-Evidenzphase" mit Fokus auf Methodik, Standards und Datenqualität.

Fazit: Evidenz statt Bauchgefühl

Die Literaturstudie kommt zu drei zentralen Botschaften: Erstens sei die Wirtschaftlichkeit von BIM empirisch bestätigt, die Wirkung steige jedoch mit Reifegrad, Standardisierung und Datenqualität. Zweitens sei die Wirtschaftlichkeit zwar belegt, aber aufgrund unterschiedlicher Methoden schwer vergleichbar. Drittens zeigten alle Sektoren durchweg positive Effekte in unterschiedlicher Stärke, der Nutzen wachse mit Datenkontinuität über den Lebenszyklus.

Das Bundesministerium für Verkehr hat die Studie im Rahmen einer Online-Veranstaltung am 2. Dezember 2025 präsentiert. Die systematische Auswertung von 489 identifizierten Quellen, aus denen 32 Studien ausgewählt wurden, ergänzt durch 41 Dokumente aus der Praxis, soll eine objektive Grundlage für Investitionsentscheidungen schaffen.