Von gelangweilten Affen und modernen Baustellenshykhman pixabay
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Von gelangweilten Affen und modernen Baustellen

Die Mysterien Blockchain und NFT – eine kurze Einführung

Jacqueline Peter

„Justin Bieber investiert 500 ETH in NFT.“ „In was?“ „In NFT.“ In was?“ „In NFT.“ „In was?“ „In eine Technologie, für die sich auch die Bauindustrie interessiert.“ „Wegen Justin Bieber?“ „Wegen der Digitalisierung.“

Was sind NFTs? NFTs sind ständig in unseren Nachrichten zu finden. Es sind Schlagzeilen wie: „300 Millionen Dollar Umsatz in einer Woche: Das sind die fünf meistverkauften NFT-Kollektionen“ (1); „Snoop Dogg mit neuer NFT-Kollektion“ (2) ;„NFT verkauft für Millionen von Euros“; „Justin Bieber investiert 500 ETH in einen gelangweilten Affen“ (umgerechnet für rund 1,3 Millionen US-Dollar. (3)

Dabei ist für die meisten gar nicht klar, was NFTs überhaupt sind. Vielleicht digitale Bilder von gelangweilten Affen? Und wie kann man das in der Bauindustrie nutzen? Nur eins ist sicher: Es handelt sich dabei um einen Milliardenmarkt.

Ein NFT oder Non-Fungible Token ist ein Token, der einen virtuellen Vermögenswert (digitale Information) oder einen physischen Vermögenwert (Gegenstand) auf einer Blockchain repräsentiert. Anders ausgedrückt: Es ist ein digitales Echtheitszertifikat auf einer Blockchain, das auf die Originaldatei auf einem Server verlinkt.

Bekannt wurde die Blockchain-Technologie durch die Kryptowährung Bitcoin. Beide Technologien – Kryptowährungen und NFTs – nutzen die Blockchain als Basistechnologie. Dabei ist der Unterschied, dass NFTs nicht fungibel sind, Kryptowährung (Coins) hingegen schon.

NFTs sind durch digitale Kunst in der Kunstbranche bekannt geworden. Künstler haben NFTs für sich entdeckt, da digitale Kunst ohne die Blockchain-Technologie problemlos vervielfältigt werden kann. Es kann demnach keine Einzigartigkeit garantiert werden, Künstler werden nicht fair entlohnt und Käufer können Fälschungen nicht von einem Original unterscheiden. Durch ein NFT als Echtheitszertifikat können diese Probleme gelöst werden.

In der folgenden Grafik werden weitere Aspekte über NFTs aufgelistet:

In der Baubranche gibt es NFTs aktuell noch nicht. Zwei gewagte Fragen sollen zum Nachdenken anregen:

  • Gibt es einen Unterschied zwischen der Ingenieurskunst und der digitalen Kunst?
  • Kommt Architektur nicht auch vom lateinischen Wort architectura, das zu Deutsch „Baukunst“ bedeutet?

In einer ausschließlich digitalen Planung mit einem digitalen Bauwerksmodell ist es möglich, NFTs einzusetzen.

NFTs können in der Planungsphase eines Gebäudes genutzt werden. Es ist möglich, NFTs als Eigentumszertifikat für BIM-Elemente zu verwenden. Somit dienen NFTs als digitale Dokumentation, noch mehr jedoch als rechtlicher Nachweis für eine bestimmte Planung. Die Planung kann eine reine Entwurfsplanung (Designaspekt) oder auch technische Nachweise beinhalten. Demnach könnte die Blockchain-Technologie (und NFT) eine sinnvolle Ergänzung zur kollaborativen Methode des BIM darstellen.

Neue Geschäftsmodelle 

Was ist jedoch, wenn die Daten in der heutigen Welt das wertvollste Asset eines Unternehmens sind? Hier könnten zahlreiche neue Geschäftsmodelle entstehen.

Beispiel: Es ist möglich, dass der Künstler (= Planer) nicht nur einmalig für ein Kunstwerk (= Teil- bzw. Detailplanung) bezahlt wird, sondern bei jedem erneuten Kauf (siehe Bild „NFT-Handel“). Dabei ist durch das NFT des zugehörigen Werkes klar ersichtlich, wer das Urheberrecht besitzt, und durch die Blockchaintechnologie kann der Künstler automatisiert seine faire Entlohnung erhalten.

Neue digitale Geschäftsmodelle mit der Blockchain-Technologie (Smart Contracts, NFTs, Kryptowährungen usw.) sowie deren Durchführbarkeit sind ein Forschungsfeld des seit 2020 neugegründeten Institutes für Digitalisierung im Bauwesen.

Das Institut Digitalisierung im Bauwesen vereint digitales Know-how in den Themenfeldern Building Information Modeling, Data Science, Blockchain und Digitalisierung von Prozessen im Bauwesen. Der Fokus des Instituts richtet sich dabei auf die Forschung, die Lehre – unter Einbeziehung des offenen Austauschs – sowie die gezielte Weiterentwicklung der Integration digitaler Transformation in das Bauwesen.

Autor/in

Jacqueline Peter

Jacqueline Peter

Institut Digitalisierung im Bauwesen an der Uni Duisburg-Essen

M.Sc. Jacqueline Peter ist für den Aufbau des neu gegründeten Instituts Digitalisierung im Bauwesen an der Universität Duisburg-Essen zuständig. Das Institut besteht aus einem von mehreren Fachbereichen der Abteilung Bauwissenschaften. Es vereint Know-how in den Themenfeldern BIM, Data Science, Blockchain sowie Digitalisierung in Bauprozessen. (uni-due.de/digibau)