St 2101 Ertüchtigung Antonibergtunnel
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St 2101 Ertüchtigung Antonibergtunnel

Lage: Bad Reichenhall
Bauherr: Staatliches Bauamt Traunstein
Projektdauer: März 2021 bis Februar 2023
Planung: EDR GmbH und GEOCONSULT GmbH
Ausführung: PORR AG
Gesamtkosten: 4 Mio. Euro
BIM-Anwendungsfälle: Modellbasierte Koordination der Fachgewerke, modellbasierte 2D-Planableitungen, modellbasiertes Änderungsmanagement, Visualisierung, modellbasierte Fortschrittskontrolle der Planung, digitale Planungsfreigabe in der CDE, modellbasierte Terminplanung der Ausführung, modellbasierte BE-Logistikplanung, Modellbasierte Mengenermittlung, modellbasierte LV-Erstellung, modellbasierte Bestandsdokumentation, modellbasierte Bau­fortschrittskontrolle, modellbasiertes Mängel- und Gewährleistungsmanagement, Nutzung für Betrieb und Erhaltung

Die Ertüchtigung des Antonibergtunnels war eines der ersten BIM-Pilotprojekte der bayerischen Straßenbauverwaltung und wurde von albert.ing GmbH im BIM-Management begleitet. Der sanierte Antonibergtunnel wurde in den 1970er-Jahren im Zuge des Ausbaus der Staatsstraße 2101 zwischen

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Bad Reichenhall und Schneizlreuth errichtet. Aufgrund immer häufiger auftretender schwerer Unfälle wurde das Bauwerk unter Beauftragung des staatlichen Bauamts Traunstein erweitert und auf den aktuellen Sicherheitsstandard nachgerüstet. Die Bauarbeiten begannen im April 2022 und wurden Anfang 2023 abgeschlossen. Die zügige Bauabwicklung war ein Hauptprojektziel, um Sperrungen und Umleitungen so kurz wie möglich zu halten.

Mit der Ertüchtigung des Antonibergtunnels wurde zudem erreicht, dass die aus geo- und bautechnischer Sicht sehr schlechte Situation im Tunnelbereich möglichst schnell und umweltverträglich verbessert wurde.

Umsetzung als BIM-Pilotprojekt

Das BIM-Pilotprojekt Antonibergtunnel nimmt eine Vorreiterrolle in der lebenszyklusübergreifenden BIM-Anwendung ein und legt einen der Grundsteine für die Erstellung eines flächendeckenden Abbilds des Straßenbestands in Bayern. Erkenntnisse aus diesem Pilotprojekt fließen in die Fortschreibung des bayerischen BIM-Leitfadens für Straßenbau ein.

Das Projekt steht beispielhaft für die zahlreichen Maßnahmen zur Erneuerung bestehender Ingenieurbauwerke im Netz der Bayerischen Staatsstraßen. Das BIM-Management verfolgte einen ganzheitlichen Ansatz über alle Projektphasen, wobei die Implementierung der Methodik den Wissenstransfer an den Auftraggeber sowie eine nachhaltige Kollaboration mit den Auftragnehmern fokussierte. Die Ausformulierung der Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA), die Bewertung und Auswahl von Bietern für die Planungs- und Bauphase mit fortgeschrittenen BIM-Kenntnissen sowie das auftraggeberseitige Monitoring der BIM-Vorgaben und -Prozesse unterstützten den Auftraggeber auch in seiner strategischen Ausrichtungen für künftige Projekte.

Die nachfolgenden Ziele der BIM-Anwendung wurden bei der Pilotierung insbesondere verfolgt:

  • Kollaboration – Transparenz und strukturierte Zusammenarbeit;
  • Optimierter Bauablauf – 4D-Modell, Terminsicherheit, Visualisierungen;
  • Modellbasierte Mengenermittlung;
  • Nutzung für Betrieb und Erhaltung – Betriebstechnik, Konstruktiver Ingenieurbau und Straßenbau.

Das Projekt Antonibergtunnel wurde als Open BIM-Projekt durchgeführt, um einen kontinuierlichen und transparenten Austausch aller Projektbeteiligten zu gewährleisten. Ein wesentlicher Fokus lag dabei auf der strukturierten Nutzung und Übergabe digitaler Daten über alle Lebenszyklusphasen. Die webbasierte CDE „Squirrel“ wurde als gemeinsame Arbeits- und Informationsplattform genutzt. Insbesondere diverse BCF-basierte projektspezifische Workflows, etwa zum Änderungsmanagement und Freigabeläufen sowie modellbasierte Planungs- und Baubesprechungen erlaubten den Projektbeteiligten eine unkomplizierte Verfolgung und Dokumentation der Geschehnisse und förderte ein agiles Vorgehen.

BIM-Anwendungsfälle im Projekt

Basierend auf einer dreidimensionalen objektorientieren Modellierung wurden über den gesamten Projektverlauf eine Vielzahl BIM-spezifischer Anwendungsfälle zielorientiert umgesetzt. Die visuelle Plausibilisierung der Fortschritte anhand von Modellen sowie die Ableitung von 2D-Plänen aus diesen gehörten dabei zum Standardvorgehen. In der Planungsphase wurden die Teilmodelle der Gewerke Objektplanung, Geotechnik, Tragwerksplanung, Verkehrsanlagen und Betriebstechnische Ausstattung hinsichtlich des Planungsfortschritts kontrolliert und koordiniert. Die Modelle fungierten zudem als Grundlage für die Terminplanung der Ausführung sowie der damit zusammenhängenden Baustelleneinrichtungs- und Logistikplanung. Mengen wurden als Grundlage für die Kostenermittlung und LV-Erstellung modellbasiert ermittelt. Den LV-Positionen wurden zudem Modellobjekte zugeordnet.

Sowohl Baufortschrittskontrolle als auch Bestandsaufnahme von Ist-Zuständen auf der Baustelle geschahen auf Basis des Abgleichs der Soll-Zustände der Ausführungsplanungsmodelle mit digital aufgenommenen und in der Modellumgebung verorteten Aufmaßen. Drohnenbefliegungen unterstützten in der Aufnahme des Bestandes und gewannen Bildmaterial. Im Fokus der Bauphase stand die baubegleitende Erstellung eines digitalen Zwillings, der alle baudokumentations- sowie betriebsrelevanten Informationen enthält und damit als Grundlage für künftige Betreibertätigkeiten sowie Umbaumaßnahmen dient. Die kontinuierliche Aufnahme von Ausführungsspezifika ermöglichte die Anreicherung und Anpassung dieses Zwillings, wodurch neben der Durchführung eines modellbasierten Mängel- und Gewährleistungsmanagement insbesondere die Grundlage für die Nutzung der As-built-Modelle für Betrieb und Erhaltung geschaffen wurde.

Über albert.ing GmbH

Als Experte im Digitalen Planen, Bauen und Betreiben, verfügt die albert.ing GmbH über Erfahrung in Digitalstrategien und der Vergabebegleitung bei großen Bauherrenorganisationen der öffentlichen Hand, aktuellsten Robotik-Kompetenzen für den Baustelleneinsatz sowie Know-How im digitalen Informationsmanagement und im operativen BIM-Management. Die Beratung vereint dabei strategisches Vorgehen mit operativer Umsetzung und basiert auf solidem Projektmanagement und einem IT-Hintergrund.

Aktuellste Anwendungsfälle der Digitalisierung im Lebenszyklus werden für Bauherren, Betreiber, Planer und Bauunternehmer durch lösungs- und qualitätsorientierte Ansätze umgesetzt.

Den Wandel in Organisationen unterstützt albert.ing durch kompetenzorientierte Qualifikationen zur nachhaltigen digitalen Transformation.

Das IT-Team der albert.ing GmbH berät detailliert in Fragen zu IT-Landschaften und konkreten Softwareanforderungen.

albert.ing GmbH
Hanauer Landstraße 184 
60314 Frankfurt am Main
www.albert-ing.com

Hier steckt BIM drin! 2023

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "Hier steckt BIM drin! 2023. Das Buch ist kostenfrei im Onlineshop des bSD Verlags erhältlich.