Neue Brücke über die A 14 bei NossenLandesamt für Straßenbau und Verkehr Sachsen
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Neue Brücke über die A 14 bei Nossen

BIM in Sachsen: Erstes BIM-Projekt des Landesamts für Straßenbau und Verkehr Sachsen

  • Lage: Stadt Mügeln, Landkreis Nordsachsen
  • Auftraggeber: Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV), Die Autobahn GmbH des Bundes (AdB)
  • Projektdauer: April 2019 – Juni 2021
  • Planung: INROS LACKNER SE (Lph 1 bis 3 HOAI)
  • Ausführung: noch offen
  • Gesamtkosten: veranschlagt 6,1 Mio. Euro
  • BIM-Anwendungsfälle: Bestandsmodell, Baugrund, Straßen- und Bauwerksplanung, Leitungsplanung, Koordinierung, Visualisierung, Planerzeugung, Genehmigung

Das 50 Jahre alte Bauwerk 19 Ü1 über die Autobahn 14 muss erneuert werden. Die Planung umfasst den Ersatzneubau des Bauwerks im Zuge der Staatsstraße 37. Weiterhin soll die Linienführung der Staatsstraße zwischen den Orten Draschwitz und Ablass auf ca. 700 Metern Länge neu trassiert werden.

Das Bestandsbauwerk ist eine Massivbrücke, die im Jahr 1970 aus BT-70-Fertigteilen errichtet wurde. Schäden am Bauwerk lassen eine Instandsetzung wirtschaftlich nicht zu und erfordern die Planung eines Ersatzneubaus. Das LASuV wählte diese Maßnahme als erstes BIM-Pilotprojekt, um eigene praktische Erfahrungen im Bereich BIM zu sammeln. Mit dem Projekt soll die Einführung der BIM-Methode im Freistaat Sachsen in der Infrastruktur vorangebracht werden.

Erste Erfahrungen

Den BIM-Prozess – vor allem innerhalb des ersten Projekts – erfolgreich zu absolvieren, bedurfte einer umfangreichen Vorbereitung und Unterstützung durch einen externen Partner. Dieser begleitete den BIM-Prozess über alle Projektphasen und unterstützte das LASuV bei der Schaffung erster BIM-Standards.

Projektziel war, die Umsetzung der Leistungsphasen 1 bis 3 HOAI sowohl in der Verkehrsanlage als auch im Ingenieurbau nach der BIM-Methode zu erproben. Nach einem einjährigen Vorbereitungsprozess konnte mit der INROS LACKNER SE ein erfahrenes Ingenieurbüro mit den Planungen beauftragt werden. Mit der A+S Consult GmbH hat das LASuV einen sehr leistungsfähigen und erfahrenen Partner für die Aufgaben des BIM-Managers gefunden.

Die Planung

Die Planung startete 2019 mit der Voruntersuchung der Verkehrsanlage. Vorbereitend wurden der Baugrund und der Bestand im Untersuchungsgebiet modelliert. Auf dieser Grundlage konnte der Planer acht Varianten für die neue Linienführung der S 37 erarbeiten. Drei dieser Varianten sind nach einem ersten Auswahlprozess weiterverfolgt und modelliert worden. Auf Grundlage dieser Modelle konnten die Vor- und Nachteile sowie Probleme der einzelnen Varianten sicher erkannt werden. Im Ergebnis amtsinterner digitaler Projektbesprechungen wurde die Variante 5 als Vorzug bestätigt.

In der Leistungsphase 3 HOAI wurde diese Variante nach der BIM-Methode detailliert durchgeplant, modelliert und visualisiert. Das Bauwerk selbst ist in der Voruntersuchung noch als einfaches Balkentragwerk modelliert. Nach Entscheid der Vorzugsvariante konnten verschiedene Gestaltungs- und Konstruktionsvorschläge für das Kreuzungsbauwerk erarbeitet werden. Im Ergebnis des Variantenvergleiches Ingenieurbau ergab sich Variante 3 (Einfeld-Stahlverbund-Konstruktion) als Vorzug.

Die Leistungsphase 3 HOAI (Verkehrsanlage) sowie die Leistungsphase 2 HOAI (Ingenieurbau) konnten im Dezember 2020 abgeschlossen und das Projekt zur Fortführung an die AdB übergeben werden.

CDE und offene Standards

Der Open-BIM-Ansatz und die Nutzung offener Schnittstellen wird vom LASuV konsequent verfolgt. Dieses erste Projekt kam jedoch ohne den Austausch nativer Daten aus Fachanwendungen noch nicht aus. Die Gründe sind vielfältig. Durch die bestmögliche Nutzung offener Dateiformate (u. a. IFC und BCF) innerhalb einer gemeinsamen Datenumgebung (CDE) wurde eine transparente Projektabwicklung bereits gut realisiert. Im Projekt erprobte das LASuV auch den Einsatz schnittstellenneutraler Prüfsoftware mit gutem Erfolg. Ziel allen Engagements muss jedoch die konsequente Weiterentwicklung offener Dateiformate und die Standardisierung der BIM-Modellierung sein.

Neue Prozesse gestalten

Das erste BIM-Projekt erforderte engagierte Mitarbeiter, die Veränderungen offen gegenüberstehen und Weitblick beweisen. Der Projekterfolg hing entscheidend von diesem individuellen Einsatz ab. Das LASuV konnte mit der notwendigen Eigeninitiative und den verlässlichen Partnern dieses erste Pilotprojekt erfolgreich abschließen, wichtige Erfahrungen sammeln und diese für folgende Projekte nutzbar machen. Optimierungspotential in verschiedenen Prozessen wurde zusätzlich identifiziert. Dieses erste BIM-Projekt legt den soliden Grundstein für die LASuV-eigene BIM-Kompetenz.

Über das Landesamt für Straßenbau und Verkehr Sachsen
Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) ist die Landesstraßenbaubehörde des Freistaates Sachsen. Es ist zuständig für die sächsischen Staats- und Bundesstraßen. Bis Ende 2020 war das LASuV darüber hinaus zuständig für die Autobahnen. Das LASuV ist heute verantwortlich für ca. 7.000 Kilometer Straßen, über 5.000 Bauwerke und die Infrastrukturförderung im Freistaat Sachsen.

Landesamt für Straßenbau und Verkehr Sachsen
Stauffenbergallee 24, 01099 Dresden
lasuv.sachsen.de

Über Die Autobahn GmbH, Niederlassung Ost
Mit dem Übergang der Bundesautobahnen an Die Autobahn GmbH des Bundes (AdB) zum 1.1.2021 wird auch das Bauwerk 19 Ü1 durch die AdB betreut. Die Niederlassung Ost der AdB mit Sitz in Halle (Saale) ist verantwortlich für Planung, Bau und Unterhaltung der Bundesautobahnen auf dem Gebiet der Freistaaten Thüringen und Sachsen sowie des Landes Sachsen-Anhalt. Dieses Gebiet umfasst Bundesautobahnen mit einer Gesamtlänge von 1.470 km, 32 Tunnel sowie 2.800 Brücken und andere Ingenieurbauwerke.

Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Ost
Magdeburger Str. 51, 06112 Halle (Saale)
autobahn.de/ost

 

Hier steckt BIM drin!

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Hier steckt BIM drin – Sachsen“. Das Buch ist im Onlineshop des bSD Verlags erhältlich.

Cover BIM in Sachsen