Landratsamt Waiblingen
Lage: Alter Postplatz 10, 71332 Waiblingen
Bauherr: Landratsamt Rems-Murr-Kreis
Planung: a+r ARCHITEKTEN GmbH
Projektdauer: Anfang 2020 bis Ende 2024
Gesamtkosten: ca. 56 Mio. Euro (brutto, Stand Februar 2023)
BIM-Anwendungsfälle: Visualisierungen und Entscheidungsgrundlage, Modellgestützte Planungskoordination und Konfliktprüfung, Ableitung von 2D-Plänen, Modellbasierte Flächen- und Mengenermittlung, Modellbereitstellung an Auftraggeber
Städtebauliche Einbindung
Der Neubau des Landratsamtes ergänzt auf harmonische Weise das Gebäudeensemble von bestehender Pagode, der Villa Roller und dem Polizeigebäude. Er nimmt bestehende Baufluchten auf und arrondiert somit die bisher inhomogene Umgebung zu einer ruhigen Gesamtfigur. Um das Gebäude als Landmarke zu stärken, wird es durch ein zusätzliches Geschoss erhöht, welches etwas zurückgesetzt ausgeführt wird. Eingefasst von der Villa Roller, dem Pagodenbau und dem Erweiterungsbau des Landratsamtes entsteht ein neuer Platz, der gemeinsam mit dem Wasserspiel Rems-Murr, der Begrünung und der Blickbeziehung zum Kirchturm viel Atmosphäre und eine hohe Aufenthaltsqualität schafft.
Fassade
Die Fassade gliedert sich in einen Sockelbereich aus einer hinterlüfteten und gedämmten Klinkerfassade, die im Straßenraum das Tiefgaragengeschoss mit Mobilitätszentrale und die Technikzentrale umschließt. Mit den außenliegenden Treppenanlagen springt diese um ein Geschoss höher auf das Platzniveau. Auf der Südseite wird sie in Anlehnung an die darüberliegende Fassade durchbrochen und gibt den eingeschnittenen Eingangsbereich vollverglast frei. Die darüberliegende Fassade besteht aus einem unregelmäßigen Wechsel geschlossener Photovoltaikelemente und Fenstern. Getrennt werden die Geschosse durch ein farblich abgesetztes Gurtgesims. Das oberste Geschoss ist zurückversetzt und im Nahbereich des Erweiterungsbaus kaum wahrnehmbar. Es wird großzügig verglast und geschlossene Elemente werden mit farbigem Glas verkleidet. In den oberen Geschossen ist eine Holz-Alu Pfosten-Riegel-Fassade mit Dreischeiben-Isolierverglasung und seilgeführter Sonnenschutzanlage vorgesehen.
Retentionsdach und Dachterrasse
Das Dach über dem 4. Obergeschoss wird als Retentionsdach ausgeführt und als kombiniertes Grün- und Photovoltaikdach konzipiert. Die Hauptentwässerung erfolgt innenliegend, die Notentwässerung außenliegend über die Fassade. Prägend für die Terrasse und somit auch für das 4. OG ist die intensive Begrünung über große Pflanzbeete mit Gräsern, Büschen und kleinwüchsigen Bäumen.
Konstruktion: Holz und Beton
Die drei Untergeschosse sind als WU-Stahlbetonkonstruktion konzipiert, sie beinhalten zum größten Teil die Tiefgarage mit 216 Stellplätzen. Im 1. und 2. Untergeschoss sind zusätzlich Technikflächen und die Mobilitätszentrale untergebracht. Die oberste Decke der Tiefgarage ist im Bereich der darüberliegenden oberirdischen Geschosse als Doppeldecke mit einem dazwischen liegenden Trägerrost ausgebildet, um den Wechsel der unterschiedlichen Tragsysteme zu ermöglichen. Die Konstruktion des Verwaltungsbaus besteht aus aussteifenden Treppenhaus- und Aufzugskernen aus Stahlbeton und einer aussteifenden Betondecke in der Kernzone, dem Rückgrat des Gebäudes. Die gesamte Bürozone, die sich zwischen Kernzone und Fassade spannt, ist eine Brettschichtholzdecke, die im Bereich der Fassade mit Holzstützen abgefangen wird. Auf diese wird aus schalltechnischen Gründen ein Recyclingbeton aufgebracht.
Innere Organisation
Wesentliche Grundlage der gesamten Gebäudeorganisation ist das Drei-Zonen-Modell. Bei diesem wird das Gebäude in einen öffentlichen Bereich für die Bürger bzw. Besucher und einen nicht öffentlichen Bereich für die Mitarbeiter unterteilt. Die dritte Zone ist die Beratungszone, in der sich Mitarbeiter und Bürger bzw. Besucher treffen. Der wesentlichste Vorteil dieses Modells ist eine klare Lenkung der Verkehrsströme; dadurch ergeben sich für die Mitarbeiter völlig neue Möglichkeiten der Büroorganisation. Eine offene Bürostruktur mit Gruppenbüros und ein Arbeiten unabhängig von einem festen Arbeitsplatz werden möglich. Da die Flurzonen hier weitestgehend entfallen, ist dieses Modell auch sehr flächensparend.
Über a+r ARCHITEKTEN GmbH
Das Büro a+r Architekten GmbH wurde 1985 von Prof. Gerd Ackermann und Prof. Hellmut Raff als Ackermann+Raff GbR in Tübingen gegründet. Heute wird das Büro durch die vier Partner Oliver Braun, Florian Gruner, Walter Fritz und Alexander Lange geleitet.
An den beiden Standorten Tübingen und Stuttgart arbeiten rund 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, elf davon als Leitende Architekten.
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Rotebühlstraße 89/2
70178 Stuttgart
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