Landestalsperrenverwaltung EibenstockIPROconsult GmbH
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Landestalsperrenverwaltung Eibenstock

BIM in Sachsen: Verwaltungsgebäude als BIM-Pilotprojekt

  • Lage: Talsperre Eibenstock
  • Bauherr: Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen, Betrieb Zwickauer Mulde/Obere Weiße Elster
  • Projektdauer: April 2016 – August 2020
  • Planung: IPROconsult GmbH (Generalplanung) Gesamtkosten: 3,8 Mio. Euro
  • BIM-Anwendungsfälle: Modellbasierte Kommunikation, Kollaboration und Koordination, Dokumentation, Mengen- und Massenermittlung, Baustellenmanagement

Das Betriebsgelände der Landestalsperrenverwaltung (LTV) befindet sich etwa vier Kilometer nördlich des Ortes Eibenstock unterhalb der Talsperre und wird im Norden und Osten durch die Zwickauer Mulde begrenzt. Aus Sicht des Generalplaners IPROconsult erschien der Verwaltungsneubau durch seine Kubatur und Nutzung überschaubar und gut geeignet, um den Einstieg in eine Planung nach der BIM-Methode zu erleichtern.

Die Grundidee der Planung des Teams war ein nachhaltiges, effizientes Bauwerk. Das neue Betriebsgebäude ist ein zweigeschossiger, L-förmiger Baukörper, der vorwiegend als Bürogebäude genutzt wird. Die hochgedämmte, wärmebrückenfreie und luftdichte Gebäudehülle ist so konzipiert, dass sie im Winter die Wärmeverluste minimiert und im Sommer die Wärmeeintragung verhindert. Hierfür wird eine massive Bauweise mit diffusionsoffenen mineralischen Materialien und vorgehängter Schieferfassade eingesetzt.

Zudem erhielt der Neubau ein extensives Gründach mit niedrigwüchsigen Pflanzen wie Moosen, Sukkulenten, Kräutern und Gräsern, die sich weitgehend selbst erhalten und auch fast ohne Pflege weiterentwickeln. Die Fassade bekam eine klare waagerechte Struktur aus weißen Putzflächen und dem im Erzgebirge typischen Schiefer.

Konsequent nach Methode BIM

Das Betriebsgebäude der LTV war das erste IPROconsult-Projekt, das in den Kompetenzbereichen Architektur, Tragwerksplanung und Technischer Ausrüstung konsequent nach der BIM-Methode erstellt wurde. Zum ersten Mal wurden dafür beim Generalplaner Details anhand des Modells erstellt und auf Plänen ausgegeben. Auch die Brandschutzanforderungen wurden bei den Bauteileigenschaften hinterlegt, sodass im Nachgang effizient ein Brandschutzkonzept erstellt werden konnte.

Die Bauwirtschaft erprobte an diesem Objekt erstmals die modellbasierte Mengenermittlung und testete verschiedene Softwaretools. Um die Pläne und Modelle auch auf der Baustelle nutzen zu können, wurden zudem Filehosting-Dienste getestet, die die ausgedruckten Baupläne allerdings noch nicht vollständig ersetzen konnten.

Viel Arbeit in frühen Leistungsphasen

Sicherlich bedeutet es bei der Methode BIM einen erhöhten Aufwand, alle Bauteile frühzeitig genau zu spezifizieren – im weiteren Projekt- verlauf holt man diese Zeit jedoch wieder auf, weil viele Arbeiten von späteren Leistungsphasen bereits früher erledigt wurden. So muss beispielsweise eine tragende Wand zuerst mit all ihren Eigenschaften angelegt werden, bevor sie in die Planung aufgenommen werden kann. Davon profitieren im weiteren Projektverlauf unter anderem die Statiker, weil sie alle Spezifikationen für ihre Berechnungen bereits vorliegen haben.

Bei diesem Pilotprojekt kam erschwerend hinzu, dass viele Schritte komplett neu zu denken und beispielsweise Bauelemente mit ihren vielen Daten als Objekte in Produktfamilien anzulegen waren. Die so entstandenen Bibliotheken bildeten die Basis für alle weiteren Planungen und werden seitdem bei IPROconsult kontinuierlich ergänzt und erweitert.

Viele Vorteile für die Bauherren

Die Kunden profitieren heute – je nach Level of Development (LOD) – beim Betrieb des Gebäudes von den hinterlegten Daten: Raumhöhe, Wand- und Bodenbeläge, Fenstertypen mit -maßen oder sogar die Arten der Lichtschalter lassen sich schnell ablesen.

 

In Zukunft könnte die Landestalsperrenverwaltung das Modell nutzen, um ihr Facility Management zu automatisieren, Inspektions- und Wartungsintervalle festzulegen sowie Steuerung und Kontrolle der Heizung, Lüftung oder Schließanlage zu übernehmen. Die LTV-Betriebsleiter und Projektverantwortlichen wissen das zu schätzen und prüfen die Möglichkeiten der Weiterverwendung des Modells.

Forschung am ersten lebendigen BIM-Projekt

In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden und dem Auftraggeber wurde das Projekt als Testobjekt für die anwendungsbezogene Forschung der HTW verwendet. Die Fakultät Geoinformation entwickelte ein neuartiges Verfahren zur automatisierten Baufortschrittsdokumentation mittels Punktwolken.

Bei dem Forschungsprojekt wurde ein Verfahren entwickelt, welches das Modell nicht wie sonst üblich mit einzelnen Punkten der Punktwolke vergleicht, sondern mit dreidimensionalen Ebenen, welche sich aus der Punktwolke generieren lassen. Diese sogenannten Ebenen-Patches geben Auskunft darüber, ob ein Modellelement termingerecht, lagerichtig und formtreu gebaut wurde.

Die Ergebnisse des Vergleichs werden direkt in die Datensätze der Bauteile geschrieben und können mit Filtern visualisiert werden. Das entwickelte Verfahren ermöglicht zukünftig einen schnelleren und genaueren Vergleich von Soll- und Ist-Zustand des Gebäudes.

Über IPROconsult

IPROconsult ist ein Generalplanungsunternehmen mit über 70 Jahren Erfahrung. Deutschlandweit entwickeln, gestalten und sichern unsere interdisziplinären Teams aus Architekten, Ingenieuren und Planern zukunftsweisende Gebäude, Fabrik- und Energieanlagen, Infrastrukturen und Landschaften. Mit unserer Expertise in Sachen Digitalisierung und Building Information Modeling verbinden wir integrale Planungspraxis mit innovativen Ideen und frischem Geist – für die Generalplanung von morgen.

IPROconsult GmbH
Schnorrstraße 70, 01069 Dresden
iproconsult.com

 

 

Hier steckt BIM drin!

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch „Hier steckt BIM drin – Sachsen“. Das Buch ist im Onlineshop des bSD Verlags erhältlich.

Cover BIM in Sachsen