
Innovation im Straßenbau – Die Zukunft beginnt mit BIM
Lage: B 470 Eschenbach Kreuzung, Bayern
Bauherr: Freistaat Bayern, vertreten durch das Staatliche Bauamt Amberg-Sulzbach
Projektsteuerung und BIM Management: Martin Bäumler
Objektplanung und BIM-Gesamtkoordination: Martin Bäumler
BIM-Anwendungsfälle: gem. Masterplan BIM-Bundesfernstraßen
Wie kann der Straßenbau sicherer, effizienter und nachhaltiger gestaltet werden? Diese Frage ist besonders relevant an verkehrsreichen Knotenpunkten, die aufgrund hoher Frequenz und ungünstiger Verkehrsführung immer wieder zu Unfällen führen. Das Staatliche Bauamt Amberg-Sulzbach hat auf diese Herausforderungen mit einer zukunftsorientierten Lösung reagiert: In Eschenbach in der Oberpfalz wurde die sogenannte Rußweiherkreuzung mithilfe von Building Information Modeling (BIM) geplant. Als Pilotprojekt dient es nicht nur der Erprobung einer innovativen Methode, sondern auch der Etablierung eines neuen Ansatzes für den Straßenbau im Staatlichen Bauamt Amberg-Sulzbach.
Verkehrlicher Hintergrund
Eschenbach in der Oberpfalz, eine Stadt mit rund 4.500 Einwohnern, liegt in der nördlichen Oberpfalz und umfasst etwa 35 km2. Im nordwestlichen Gemeindegebiet befindet sich die Eschenbacher Weiherplatte, deren Herzstück der Kleine Rußweiher ist. Das 1.800 Meter lange und bis zu 200 Meter breite, künstlich angestaute Gewässer beherbergt das örtliche Freibad und ist im Sommer ein beliebtes Ziel für Besucher.
Vor dem Rußweiherbad kreuzen drei wichtige Verkehrsachsen: die Staatsstraße 2122, die Bundesstraße 470 und die Kreisstraße NEW 1. Die B 470 ist eine zentrale Verbindung zwischen den Autobahnen A 93 und A 9. Aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens und der ungünstigen Kreuzungssituation kam es hier in der Vergangenheit immer wieder zu schweren Unfällen. Um diesen Gefahrenpunkt zu entschärfen, begann das Staatliche Bauamt Amberg-Sulzbach mit der Planung einer Neugestaltung der Kreuzung.
Die Planung sieht vor, den Knotenpunkt mittels Versatz aufzulösen. Dieses Konzept vermeidet direkte Querungen von Fahrzeugen und ermöglicht nebenbei eine Verkehrsberuhigung des Vorplatzes vor dem Freibad. Durch Verlegung eines Astes kann die Stadt diesen Bereich frei gestalten. Eine zusätzliche Fußgängerunterführung sorgt dafür, dass Besucher der Eschenbacher Weiher, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad anreisen, die Staatsstraße sicher unterqueren können.
Umsetzung als BIM-Projekt
Manchmal beginnt Innovation bei einer einzelnen Person. Die Planung der Rußweiherkreuzung wurde als Pilotprojekt für die BIM-Planung ausgewählt. Mit großem Engagement und Neugier eignete sich ein Mitarbeiter die BIM-Methodik selbst an.
Um BIM letztlich näher zu kommen, muss die Planungsgenauigkeit gegenüber konventionellen Planungsstandards, insbesondere hinsichtlich der Querprofile deutlich gesteigert werden. Dies gilt dabei sowohl für die Hauptstraße, als auch für sämtliche Zufahrten und Parallelwege. Nur so kann es gelingen, exakte Volumenkörper zu bilden, denen dann verwendbare Attribute zugewiesen werden können. Diese Attribuierung schafft schließlich eine direkte Verbindung zwischen Planung, Ausschreibung und Bauabwicklung.

Abbildung 1: Panorama-Ansicht aus Enscape 2025
Bildcredit: © Staatliches Bauamt Amberg-Sulzbach
Die Vorteile von BIM
Die BIM-Planung bringt weitere zahlreiche Vorteile mit sich, die sich über den gesamten Lebenszyklus eines Bauprojekts erstrecken. Ein wesentlicher Vorteil ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Durch die genaue Planung ermöglicht BIM den reibungslosen Austausch von Informationen zwischen Planern, Ingenieuren und Bauunternehmen, wenn alle auf einer gemeinsamen Plattform arbeiten.
Ein weiterer Vorteil liegt in der Effizienz und Kostenersparnis, da frühzeitig Planungsfehler erkannt und teure Nachbesserungen in der Bauphase vermieden werden. Zusätzlich verbessert BIM die Visualisierung: Durch die Nutzung von 3D-Modellen wird das Verständnis komplexer Baupläne erleichtert, was fundierte Entscheidungen fördert.
Darüber hinaus bietet BIM die Grundlage für lebenszyklusorientiertes Bauen, da die erfassten Daten auch für den Betrieb und die Wartung der Straße genutzt werden können.
BIM als Instrument für erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit
Das Projekt der Rußweiherkreuzung zeigt eindrucksvoll, wie BIM auch als Werkzeug für die Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden kann. Mithilfe der fertigen BIM-Modelle konnten Bürgerinnen und Bürger der Stadt Eschenbach in der Oberpfalz das geplante Bauvorhaben auf eine völlig neue Weise erleben. Auf der Eschenbacher Gewerbeschau PEGA präsentierte das Bauamt das Projekt mit einer 3-D-Brille, die es den Besuchern ermöglichte, das geplante Straßenbauprojekt virtuell zu erkunden.

Abbildung 2: 3D Anwendung auf Eschenbacher Gewerbeschau PEGA
Bildcredit: © Staatliches Bauamt Amberg-Sulzbach
Das Interesse war riesig! Die visuelle Darstellung ermöglichte es, das Bauprojekt greifbar und transparent zu machen, was das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Planungsprozesse erheblich stärkte. Gleichzeitig förderte diese Interaktion die Akzeptanz für das Bauvorhaben – ein entscheidender Faktor, gerade bei Projekten, die durch Baulärm und Umleitungen Belastungen für die Anwohner mit sich bringen.
BIM erleichtert zudem die Kommunikation mit Anwohnern, Behörden und Investoren, da komplexe Inhalte visuell und intuitiv dargestellt werden können. Die klare Kommunikation von Projektzielen verhindert Missverständnisse und bietet Raum für frühzeitiges Feedback. Dadurch wird BIM zu einem unverzichtbaren Instrument für eine erfolgreiche und bürgernahe Öffentlichkeitsarbeit.
Über Staatliches Bauamt Amberg-Sulzbach
Claudia Willer
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Gerhard Kederer
Dipl.-Ing. (Univ.)
Abteilungsleiter / stv. Bereichsleiter Straßenbau

Staatliches Bauamt Amberg-Sulzbach
Archivstraße 1
92224 Amberg