I/D Cologne – Wegweisendes Quartier mit BIM geplantRKW Architektur +
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Das Projekt I/D Cologne

Wegweisendes Quartier mit BIM geplant

Karsten Kus

Im Kölner Schanzenviertel entsteht unter dem Namen I/D Cologne bis 2026 ein neues Stadtquartier mit rund 160.000 m2 Büroflächen. Die ersten beiden Gebäude, das Haus am Platz und das Patiohaus, sind bereits fertiggestellt. Das Düsseldorfer Architekturbüro RKW Architektur + hat sie in BIM umgesetzt.

Im rechtsrheinischen Köln-Mülheim werden die Weichen für die Zukunft gestellt: Ein alter Industriestandort, ein etablierter Büro- und Kulturstandort sowie ein multikulturelles Wohngebiet treffen auf ein modernes Unternehmerquartier – das I/D Cologne. Basierend auf einem Werkstattverfahren bis 2015 entstand hierzu eine Gesamtplanung durch das Düsseldorfer Büro RKW Architektur + zusammen mit FSWLA Landschaftsarchitektur, dem nun die Fertigstellung der zwei ersten Gebäude folgte.

An einem neuen Quartiersplatz liegen das Haus am Platz und das Patiohaus vis-a-vis des denkmalgeschützten Gebäudes des Drahtherstellers Felten und Guilleaume und eingebettet in eine industriell geprägte Nachbarschaft mit zeitloser Architektur und historischen Klinkerfassaden. Beide Neubauten stammen ebenfalls aus der Feder von RKW Architektur +. Projektleiter Karsten Kus: „Von der Stadtplanung bis hin zur Objektplanung, von ganz groß bis ins kleinste Detail – dieses Projekt zeigt die ganze Bandbreite von Architektur.“

Umfangreiche Erfahrung in BIM

Um diese Bandbreite effizient abzudecken, ist BIM ein ideales Werkzeug – und RKW Architektur + ein erfahrener Akteur. Das Büro sieht sich als Early Adopter, erste Handbücher und Revit-Versionen kamen bereits 2008 ins Haus. Den Kick-Off mit der gesamten Breite der Kernkompetenzen Wohnquartiere, Handel und Industriebau in BIM datiert Ralf Wetzel, Leiter der hauseigenen Abteilung Digitale Methodik, auf das Jahr 2015.

„Bis heute haben wir mehr als 300 Mitarbeiter und Mitarberinnen geschult, entsprechende Workstations eingerichtet und über 250 modellbasierte Projekte in verschiedenen Ausprägungen durchgeführt“, so Wetzel.

Start in 2D

Die Quartiersentwicklung gemeinsam mit der OSMAB wurde inklusive Bebauungsplan noch klassisch mit Skizzen abgewickelt. Erst als es an die Gebäude ging und die OSMAB sich mit der Art Invest einen BIM-affinen Baupartner für das erste Baufeld ins Boot holte, kündigte sich eine digitale Planung an.

„Als Objektplaner erhielten wir die entsprechenden Partner zur Seite gestellt, so etwa die ZWP als TGA-Planer und das Büro AWD als Tragwerksplaner, mit denen wir in das Projekt eingestiegen sind“, erinnert sich Karsten Kus. Doch auch die Vorplanung entstand noch mit Skizzen und einer 2D-Planung.

Übergang in 3D mit BIM-Manager

Parallel zur Entwurfsarbeit gemeinsam mit dem Auftraggeber wurde dann ein Revit-Modell erstellt. und man begann, Kriterien für einen BIM-Prozess festzulegen. Es galt, den richtigen Zeitpunkt zu finden, um eine zweidimensionale Planung in ein 3D-Modell zu überführen.

Hierzu Ralf Wetzel: „Für diese sehr arbeitsintensive Aufgabe hat uns der Bauherr einen BIM-Manager zur Seite gestellt. Gemeinsam mit ihm und allen Fachplanern haben wir dann alle Kriterien in einer Open-BIM-Strategie entwickelt.“

Dank dieses Verfahrens konnte jeder Beteiligte sein eigenes Software-Werkzeug behalten. Auch half der BIM-Manager als digitaler Projektsteuerer dabei, gemeinsam und demokratisch eine BIM-Richtlinie aufzubauen. Am Ende dieser Phase stand ein Startmodell für die Entwurfsplanung.#

Konkrete Vorteile in jeder Entstehungsphase 

Gefragt nach den konkreten Vorteilen der BIM-Planung, fallen den RKW-Architekten zu jeder Leistungsphase verschiedenste ein.

„Schon bei der Modellierung, am Ende der Vorplanung, stehen schon viele wesentliche Parameter über das Gebäude fest, bis zu ersten Fassadeneindrücken“, so Ralf Wetzel. „Ebenfalls gibt es schon Teilmodelle zur Statik und zum Ausbau, die zum Beispiel genau zeigen, wie viele Türen oder wie viele GK-Wände enthalten sind.“

So liefert die Software die unter Architekten oft gefürchteten Türlisten – beim Projekt hatte jede Tür rund 120 Parameter – direkt mit dazu. Auch können schon in diesem frühen Stadium Mieteinheiten oder Funktionsflächen im Sinne des Bauherrn angepasst und optimiert werden.

Zusammenführung in der Leistungsphase 3 

Die gemeinsame modellbasierte Koordination mit den Fachplanern startete dann in der LPH 3. Mithilfe des Austauschformats IFC flossen die Planungen von AWD und ZWP in das Modell ein, das damit gleichzeitig zu einer Kommunikationsplattform wurde. Fragen oder Kommentare konnten alle Beteiligten direkt ins Modell schreiben – ohne sich ständig E-Mails oder Textnachrichten schicken zu müssen.

„Natürlich kann man sich aber auch mittels Konferenztools wie Teams oder TeamViewer live austauschen, während man sich dasselbe Modell anschaut“, so Karsten Kus.

Ein echter Effizienzsprung 

Ebenfalls als sehr nützlich empfunden wurde die Möglichkeit, pro Disziplin Farbcodes zuzuweisen und so genau die Verantwortlichkeiten für die jeweiligen Zustände sehen zu können. Auch auf die gesamte Planungsqualität hat BIM Auswirkungen.

„Wir konnten etwa Gebäudekerne optimieren, sehen, wie Medien ein- und ausgefädelt werden oder Durchbrüche koordinieren. So gingen wir viel effizienter mit dem Raum um“, erzählt Kus.

Kleinste Details virtuell durchgespielt

Noch weiter entfaltet BIM seine Stärke, wenn es in die Ausführungsplanung geht. Nach Erhalt der Baugenehmigung konnte das Team das vorhandene Modell weiter nutzen, lediglich einige Parameter mussten nachgepflegt werden. Und dann ging es richtig in die Tiefe.

Ralf Wetzel: „Wir konnten beispielhaft verschiedene Planableitungen hochdetailliert integrieren – zum Beispiel haben wir einmal Befestigungen von Fassadenteilen durchgespielt, bis zum letzten Haltepunkt und Bohrloch.“

So ließ sich das Gebäude bis ins Kleinste überprüfen und für alle Beteiligten verständlich machen.

Langfristig lohnender Aufwand 

Letztendlich, so die beiden RKW-Architekten, lohnt sich eine BIM-Planung auch finanziell für den Bauherrn.

„Einfach, weil schon viel früher eine Sicherheit der Planung da ist. Wenn ich als Architekt ein Modell baue, aus dem ich die Pläne und gegebenenfalls auch die Mengen ableiten kann, muss ich hinterher gar nicht mehr viel tun. Und alles ist in sich stimmig“, so Karsten Kus.

Damit reduzieren sich die Planungskosten deutlich. Außerdem bietet BIM, beziehungsweise der Digitale Zwilling des Gebäudes, auch nach der Fertigstellung weiteres Potenzial. Etwa wenn bei Facility Information Modeling (FIM) das Gebäudemodell über die Lebensdauer des Gebäudes fortgeschrieben wird. So lassen sich Wartung und Instandhaltung von Haustechnik-Komponenten oder der energieeffiziente Betrieb intelligent optimieren.

Lieblingsaspekt: Kommunikation 

Am besten gefällt den Verantwortlichen für das Projekt I/D Cologne bei RKW Architektur + aber an BIM, dass es eben nicht nur ein Planungswerkzeug ist, sondern auch ein starkes Kommunikationstool.

„Wir können die visuellen Elemente nutzen, um wirklich alle Beteiligten an einem Projekt sofort abzuholen und mitzunehmen. Das ist für uns eine riesige Bereicherung“, so Karsten Kus.

 

Podcast

Hören Sie auch den Podcast zum Thema „BIM-Etablierung bei institutionellen Bauherren – Beispiel ID/Cologne“ mit Karsten Kus, Ralf Wetzel und Gunther Wölfle.

Ralf Wetzel

Autor/in

Karsten Kus

Karsten Kus

RKW Architektur +

Karsten Kus ist Architekt und seit 2005 für RKW tätig. Als Assoziierter und Projektleiter verantwortet er hier zahlreiche Großprojekte, u. a. das I/D Cologne. Dieses wurde von ihm – in enger Abstimmung mit allen Projektbeteiligten sowie der BIM-Gesamtkoordination bei RKW – vom Masterplan bis zur Fertigstellung der ersten beiden Bürogebäude betreut. (rkw.plus/de)