Hauptbahnhof Karlsruhe – Umbau denkmalgeschütztes Bahnsteigdach mit Erneuerung Bahnsteig 101
Lage: Karlsruhe
Bauherr: DB Station&Service AG
Projektdauer: Juli 2022 bis November 2022
Planung: DB Engineering & Consulting
Ausführung: Zürcher Bau GmbH und REIF Bauunternehmung GmbH & Co. KG
Gesamtkosten: 3,9 Mio Euro
BIM-Anwendungsfälle: Modellbasierte Ausführungsplanung, Ableitung der Ausführungspläne, Koordination der Fachgewerke, Kollisionsprüfung, Mengenermittlung, Abrechnung und As-built-Modellierung
Von der konventionellen Abwicklung zum BIG-BIM-Projekt
Die Bahnsteige an den Gleisen 101 und 102 am Hauptbahnhof in Karlsruhe gehören zur Strecke 3443 nach Winden in der Pfalz. Die Strecke stellt eine wichtige Verbindung von Karlsruhe nach Rheinland-Pfalz dar. Im Zuge der Sanierung des denkmalgeschützten Bahnsteigdachs wurde der Bahnsteig am Gleis 101 vollständig erneuert. Der Bahnsteig Gleis 101 ist ein Mittelbahnsteig und schließt an einen Querbahnsteig an. Der neue Bahnsteig ist einschließlich geneigtem Zuweg 128,0 m lang und bis zu 5,4 m breit. Das vorhandene denkmalgeschützte Bahnsteigdach mit 42,5 m Länge wurde um weitere 50,4 m verlängert. Die Planung erfolgte durch DB E+C, die Herstellung durch Zürcher Bau GmbH zusammen mit der REIF Bauunternehmung GmbH & Co. KG. Als erfahrener BIM-Partner im Projekt lag die BIM-Gesamtkoordination ebenfalls bei der REIF Bauunternehmung.
Abbildung 1: Planungs- und Koordinationsmodell
Im Zuge der Ausschreibung wurde entschieden, die Bauausführung des Projekts mit der BIM-Methodik durchzuführen. Dadurch stand den Bauunternehmen zur Ausschreibung für die Kalkulation ein Entwurfsmodell im IFC-Format bereit. Das IFC-Modell sorgte bei allen Beteiligten für ein besseres Verständnis für die Bauaufgabe. Nach der Vergabe wurde zusätzlich das native Modell vom Planer an das Bauunternehmen übergeben und in einer internen Planungsabteilung zum Ausführungsmodell weiterentwickelt. Ganz im Sinne des BIM-Grundprinzips der konsistenten Datennutzung über mehrere Phasen und Projektbeteiligte hinweg konnten vorhandene Daten genutzt und weiterverarbeitet werden. In diesem Fall kann man von echtem BIG BIM sprechen.
Modellbasierte Ausführungsplanung
Die Ausführungsplanung der Verkehrsanlage wurde vollständig modellbasiert durchgeführt. Mit Hilfe der Bauteilbibliothek wurde auf Basis des Entwurfsmodells das Ausführungsmodell erstellt. Hilfreich dafür war die von der DB zur Verfügung gestellte Bauteilbibliothek. Diese weist bereits einen hohen Detaillierungsgrad auf, welcher notwendig ist, um die aus dem Modell genehmigungsfähigen Ausführungspläne ableiten zu können.
Die Planungsbesprechungen während der Ausführungsplanung fanden mit allen Projektbeteiligten durchgehend am Modell statt. Probleme und Fragen konnten mit Hilfe des Bauwerksmodells von allen Projektbeteiligten schnell erfasst und gemeinsam diskutiert werden. Die Entscheidungsfindung wurde dadurch deutlich unterstützt und beschleunigt. Bei Fragestellungen zu den örtlichen Gegebenheiten oder dem Bestandsbauwerk stand zusätzlich eine Punktwolke inklusive 360 Grad Panoramabildern zur Verfügung.
Während der Ausführungsplanung wurde kontinuierlich eine modellbasierte Kollisionsprüfung durchgeführt. Geometrische Kollisionen wurden dadurch frühzeitig identifiziert und klassifiziert sowie in relevante und irrelevante Kollisionen kategorisiert. Die relevanten Kollisionen wurden entweder direkt behoben oder in den Planungsbesprechungen diskutiert.
Nach Abschluss der Ausführungsplanung und Fertigstellung des Ausführungsmodells erfolgte die Ableitung der Ausführungspläne aus dem Modell. Hierbei gilt, das Modell ist die Single Source of Truth. Auf nachträgliche Anpassungen der Geometrie in den 2D-Plänen wurde vollständig verzichtet. Die aus dem Modell generierten Schnitte, Ansichten usw. wurden lediglich mit Beschriftungen und Bemaßungen ergänzt. Wird dieser Grundsatz nicht befolgt, gibt es spätestens bei der As-built-Modellierung Probleme.
As built-Modellierung und Übergabe in den Betrieb
Den abschließenden BIM-Anwendungsfall in diesem Projekt bildet die Erstellung eines As-built Models. Die größte Herausforderung bei der As-built-Modellierung ist es, alle beim Bau entstandenen Abweichungen zur Ausführungsplanung als Information in geeigneter Form festzuhalten. Um die Abweichungen zu identifizieren, wurden Fotos, Anmerkungen der Bauleiter im Modell, Vermessungspunkte und eine Punktwolke nach Fertigstellung als Informationsquellen genutzt. Mit Hilfe dieser Daten konnten die Abweichungen in das Ausführungsmodell eingepflegt werden. Das Ergebnis ist ein As-built Model, welches nun für den Betrieb des Bahnsteigs und für mögliche zukünftige Umbaumaßnahmen als belastbare Grundlage zur Verfügung steht. Voraussetzung ist jedoch, dass während der Betriebsphase alle baulichen Änderungen in das Modell überführt werden.
Der Bahnsteig wurde pünktlich zur Inbetriebnahme am 9. Dezember 2022 baulich fertig gestellt.
Abbildung 2: Visualisierung des As-built Models
REIF Bauunternehmung GmbH & Co. KG
Die REIF Bauunternehmung realisiert seit über 90 Jahren anspruchsvolle Bauprojekte im Infrastrukturbau, für die Wirtschaft und die öffentliche Hand. Aufgrund unserer jahrzehntelangen Erfahrung kennen wir uns bestens mit allen Aspekten der Baubranche auf Planungs- und Ausführungsseite aus und wissen, worauf es Planern, Architekten und Bauherren ankommt.
Wir sind ein Familienunternehmen mit besonderer Unternehmenskultur und regionalen Wurzeln. Als Tochter der REIF GRUPPE legen wir absolute Priorität auf Zuverlässigkeit, handwerkliches Können, technische Kompetenz, Qualität und Terminsicherheit. Mit mehr als 1.000 Mitarbeitern, darunter 70 Auszubildende und 200 Mio. Euro Jahresumsatz gehört die REIF GRUPPE zu den großen mittelständischen Bauunternehmen in Baden-Württemberg.
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