FemarnsundquerungIngenieurgemeinschaft fehmarnlink
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Fehmarnsundquerung: das größte BIM-Projekt des Nordens 

Lage: B 207 im Bereich Großenbrode und der Insel Fehmarn 
Bauherr: DB Netz AG; Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) 
Projektdauer: 2016 bis 2021 
Planung: Ingenieurgemeinschaft fehmarnlink, UAN B2K und dn Ingenieure GmbH (Verkehrsanlagen, BIM) 
Planungsbeteiligte: Ramboll (Tunnelplanung), BÖGER + JÄCKLE (Verkehrsanlagenplanung Straße und Bahn, Brückenplanung, BIM-Planung) 
Gesamtkosten: ca. 680 Mio. Euro, Lebenshaltungskosten: ca. 1,15 Mrd. Euro 
BIM-Anwendungsfälle: AwF 010, 030, 040, 050, 080, 100 (gem. Masterplan BIM Bundesfernstraßen v1.0) 

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Bildcredit: Ingenieurgemeinschaft fehmarnlink

Im Zuge der geplanten Hinterlandanbindung der Fehmarnbeltquerung (FBQ) ist eine neue leistungsfähige Straßen- und Schienenanbindung an die Insel Fehmarn erforderlich, da die bestehende Brücke nicht über die notwendigen Kapazitäten und strukturelle Auslegung zur Aufnahme von zwei Bahngleisen und einer Autobahn mit mehreren Fahrspuren verfügt. 

Aus diesem Grund wurde die INGE fehmarnlink beauftragt, die Planung für einen Absenktunnel unter dem Fehmarnsund durchzuführen. Die Planung für die Verkehrsanlagen Straße (Autobahn A 1/B 207, RQ 21) und Schiene (zweigleisig), einschl. des untergeordneten Verkehrs sowie die Anbindung an das bestehende Netz wurden als Unterauftragnehmer (UAN) von B2K und dn Ingenieure GmbH in der Lph. 1 und 2 mit der BIM-Methodik geplant. 

Die Planungen zum Projekt wurden zusätzlich zur konventionellen Planungsmethode gem. Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) als Pilotprojekt der DB Netz AG mit der BIM-Methode durchgeführt.

Wie erfolgt die Linienfindung/Trassierung? 

Der Ausgangspunkt der Straßentrassierung, d. h. Bauanfang und Bauende, ist jeweils die bestehende B 207. 

Für die Trassenkorridore ergeben sich primär folgende Planungsrandbedingungen: 

  • Minimierung baulicher Eingriffe in bestehende Substanzen und zusammenhängende Siedlungsbereiche 
  • zu schützende Bereiche von FFH-Gebieten, Vogelschutzgebieten und Natura-2000-Gebieten, deren Beeinflussung durch die Baumaßnahme vermieden werden sollten. 

Aufbauend auf diesem Ansatz sind innerhalb des vorgegebenen Untersuchungsraumes fünf Korridore definiert worden, in denen die jeweils weiter zu verfolgenden Linien entwickelt wurden. Insgesamt wurden über 40 Varianten untersucht und 14 Linienführungen vertiefend betrachtet. Am Ende blieben noch elf Varianten übrig, die genauer betrachtet wurden. 

Angestrebt wurde die Sundquerung über ein gemeinsames Bauwerk im Szenario „Absenktunnel mit Rückbau des Bestandsbauwerkes“ (ATa) und ein Anschluss der Trassierung an den Bestand der B 207 und an die Planungsabschnitte der Linie 1100 der Bahn AG innerhalb des Plangebietes. 

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Korridor- und Variantenübersicht (mit Korridoren rot = 1; grün = 2; gelb = 3; blau = 4; lila = 5) 

Wie wird der Tunnel aufgebaut? 

Beim Fehmarnsundtunnel wird der Straßen- und Schienenverkehr von zwei verschiedenen Organisationseinheiten (DB, LBV.SH) betrieben. Daher müssen die beiden Systeme und damit die Röhren einschl. aller erforderlicher Sicherheitseinrichtungen und technischer Ausrüstung voneinander getrennt sein. 

Bei den vorliegenden Planungen im Planungspaket ATa unterführt die neue Querung den Verkehr mit zwei Tunnelröhren für die Eisenbahn und zwei Röhren für die Bundesfernstraße unter dem Fehmarnsund. Die Eisenbahnröhren befinden sich dabei östlich der Straßenröhren, was auch der Anordnung auf beiden Seiten des Sunds (Landtrassen) entspricht. Zudem bietet die neue Querung mithilfe einer zusätzlichen fünften Röhre Platz für den Langsamverkehr einschließlich Fußgänger und Radfahrer. 

Wie wurde die Vorzugsvariante ermittelt? 

Für die Auswahl der Vorzugsvariante wurden verschiedene Parameter für die elf Varianten des Absenktunnels mit Hilfe der BIM-Methodik untersucht. Unter anderem wurden technische, städtebauliche und umwelttechnische sowie raumstrukturelle Parameter abgewogen. 

Darüber hinaus wurden durch weitere Planungsteams Bohrtunnel- und Brückenvarianten untersucht. Durch das Formalisierte Abwägungs- und Rangordnungsverfahren (FAR) wurde schließlich der Absenktunnel als Vorzugsvariante aller Untersuchungen festgelegt und wird in den weiteren Planungsphasen umgesetzt. 

Und warum mit BIM? 

Vor dem Hintergrund, dass es bei der Umsetzung von Großprojekten häufig zu zeitlichen Verzögerungen und Kostensteigerungen kommt, wurde die Planungsmethode BIM hinsichtlich ihres Potenzials, dieser Entwicklung entgegenzuwirken, evaluiert. Übergreifend bestand mit der Implementierung der BIM-Planungsmethodik das Ziel, das Projekt kosten- und termingerecht umzusetzen sowie über neue Ansätze das Potenzial zur Steigerung der Planungsqualität auszuschöpfen.  

Durch die Visualisierung mit BIM ist eine Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit möglich. Durch das BIM-Bestandsmodell ist die Verbesserung der Planungskoordination, die Erprobung neuer Vertragsstrukturen und von Leitdokumenten, das frühzeitige Identifizieren von Planungsmängeln, die Erprobung neuer Methoden zur Linienfindung und Erarbeitung der Vorzugsvariante möglich.  

Für die Umsetzung des Projektes mit der BIM-Methodik und zur Erstellung der drei Digitalen Geländemodelle wurde die Software KoridorFinder (KorFin) eingesetzt. Als Ergebnis werden proprietäre Dateiformate erzeugt, die in das KorFin-Gesamtmodell übertragen wurden. Die Trassierung der Planungsvarianten und -alternativen erfolgte durch das kombinierte Anwenden der Programme KorFin und card_1. 

B2K und dn Ingenieure GmbH 
Architekten | Ingenieure | Stadtplaner 
Hauptsitz: Schleiweg 10 
24106 Kiel 
www.b2k-dni.de 

Hier steckt BIM drin! 2023

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem Buch "Hier steckt BIM drin! 2023. Das Buch ist kostenfrei im Onlineshop des bSD Verlags erhältlich.