
Erste BIM-Baumaßnahme im kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau (BIM K-VTB) gesamtheitlich erfolgreich umgesetzt: Innerörtliche Komplettsanierung Karl-Truchsess-Weg
Lage: Hayingen, Baden-Württemberg
Bauherr: Stadt Hayingen
Projektdauer: August 2020 bis Dezember 2021
Planung: MTS Schrode AG, Planungsbüro Beetz
Ausführung: Rainer Schrode GmbH
Gesamtkosten: 400.000 Euro
BIM-Anwendungsfall: 3D-Modell für die Bauausführung, Abrechnung aus dem Modell, Nutzung einer CDE, Ausarbeitung AIA, Ausarbeitung BAP, Ausarbeitung BVB, Baugrund (Homogenbereiche) als Modell und Dokumentation, Dokumentation FDVK in 3D, Dokumentation As-built und Übergabe in das GIS, Sicherung von Infrastrukturwissen (localexpert)
Pilotprojekt
Über BIM-Baumaßnahmen in der Theorie zu philosophieren ist einfach, in der Regel aber nicht immer zielführend. Deshalb war es der MTS Schrode AG ein Anliegen, mit ihrer Akademie in Funktion als Projektmanagement die theoretischen Ansätze mit ihrer Tiefbauabteilung in der Praxis durchzuführen und dadurch zu erkennen, was bereits gut umgesetzt werden kann und an welchen Stellen es noch Verbesserungspotenzial gibt.
Wie entstand das Pilotprojekt?
Nachdem in Kooperation mit der Stadt Ehingen bereits ein BIM-Pilotprojekt auf Basis eines Nebenangebotes erfolgreich umgesetzt wurde, war es nun das Ziel, eine BIM-Baumaßnahme bereits ab der Planung bis hin zur Übergabe des 3D-Modells in das Geoinformationssystem (GIS) zu absolvieren. Daraus entstand das Projekt Karl-Truchsess-Weg, eine innerörtliche Sanierungsmaßnahme in der Stadt Hayingen mit einer Länge von circa 140 m, bei der Kanal, Wasserleitung, Breitband und der Straßenbau erneuert wurden. Die Baumaßnahme wurde als BIM-Pilotprojekt nach Genehmigung des Landratsamtes Reutlingen öffentlich ausgeschrieben.
Durch die zielorientierte Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche und Stakeholder entstand die, soweit bekannt, erste BIG-Open-BIM-Baumaßnahme im kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau in Deutschland.

Abbildung 1: 3D-Modell Karl-Truchsess-Weg
Bildcredit: MTS

Abbildung 2: Tatsächliche Baustelle Karl-Truchsess-Weg
Bildcredit: MTS
Umsetzung der BIM-Baumaßnahme
Das bereits im Vorfeld erstellte 3D-Modell konnte direkt auf die GNSS-Rover und die 3D-Baggersteuerungen aufgespielt werden. Anhand dessen erfolgten die anschließenden Bauarbeiten ohne separate Absteckarbeiten direkt nach dem Modell.
Eine für den Bauablauf wichtige Definition erfolgte bereits vor Baubeginn: Wird die Baumaßnahme innerhalb von vorab definierten Toleranzen gegenüber dem 3D-Modell ausgeführt, muss kein zusätzliches Aufmaß erfolgen! Es werden ausschließlich Qualitätsnachweise innerhalb eines definierten Rasters erbracht, um dem Auftraggeber nachzuweisen, dass man tatsächlich innerhalb der Toleranzen gebaut hat.
Aufmaße müssen erst dann erbracht werden, wenn zusätzliche (nicht im Plan ergänzte!) Leistungen notwendig werden oder kurzfristige Planänderungen erfolgen. Letzteres kann allerdings durch das detaillierte Planungsmodell weitgehend ausgeschlossen werden. Ersteres hingegen kann bei einer Sanierungsmaßnahme durchaus vorkommen, z. B. wenn die Lage von bestehenden Hausanschlüssen unbekannt ist und diese erst während der Bauarbeiten lokalisiert werden können. Diese Herausforderungen werden wir erst mit GIS-Systemen und den damit verbundenen Bestandsdaten lösen können.
Die beim Karl-Truchsess-Weg zusätzlich aufgenommenen Hausanschlüsse und Leitungen wurden abschließend in das bestehende Planungsmodell integriert, wodurch ein 1 : 1-Abbild der gesamten in der Straße verbauten Infrastruktur geliefert werden konnte – das As-built Model.
Abrechnung
Wurde innerhalb der Toleranzen gebaut, konnte dementsprechend auch nach den Mengen im LV abgerechnet werden, da diese bei der Ausschreibung direkt aus dem 3D-Modell entnommen wurden. Das heißt, im Leistungsverzeichnis der Ausschreibung standen keine geschätzten, sondern exakt ermittelte Mengen. Dadurch entstand sowohl für die Baufirma als auch für den Prüfer eine enorme Zeitersparnis bei der Abrechnung, da auf der einen Seite keine aufwendigen Mengenermittlungen erstellt, auf der anderen Seite die Mengenermittlungen auch nicht geprüft werden mussten. Lediglich die Mengen von nicht exakt planbaren Leistungen wie die privaten Hausanschlüsse wurden separat ermittelt. Dadurch gelang es bei dieser Baumaßnahme, dem Auftraggeber bereits zur VOB-Abnahme die fertige Schlussrechnung zu übergeben – jeder der bereits in einer Form an einer Baumaßnahme beteiligt war weiß, dass dies einen enormen Mehrwert darstellt!
Übergabe der Bestandsdaten
Nachdem die Bauarbeiten fertiggestellt waren, konnte das As-built Model direkt in das städtische GIS-System eingepflegt werden. Dadurch sind alle Daten und Leitungen nachhaltig gesichert und können bei zukünftigen Baumaßnahmen, die diese Straße betreffen, ganz einfach als Planausschnitt oder Modell ausgegeben werden.

Abbildung 3: Anzeige des As-built Models im GIS. Hier sind exemplarisch die Kanalleitungen (Pink) sowie die Wasserleitungen (Blau) dargestellt. Durch die Datenübergabe wurde die BIM-Pilotbaumaßnahme erfolgreich abgeschlossen und alle Grundlagen waren geschaffen, um eine erfolgreiche Betriebsphase einzuläuten.
Bildcredit: MTS
Fazit
- weniger Stillstandszeiten;
- Termin- und Planungssicherheit;
- einfachere Bauausführung (digital) und weniger Absteckarbeiten;
- weniger Aufwand und Streitigkeiten bei der Abrechnung;
- Schlussrechnung fertig zur Abnahme;
- As-built Model kann für die spätere Bewirtschaftung im GIS genutzt werden;
- Tolle Zusammenarbeit zwischen den Vertragsparteien.
Angaben zu MTS
MTS führt als weltweit einziger Hersteller Automatisierungs- und Digitalisierungsstrategien im kommunalen Verkehrswege- und Tiefbau zusammen. Hauptanliegen der vom Anbauverdichter, Bodenbehandlung, 3D-Baggersteuerung bis hin zu BIM-Tiefbau-Prozessen reichenden Produktpalette ist es, die Effizienz und Wirtschaftlichkeit von Arbeitsabläufen auf Baustellen zu optimieren, um Bauunternehmen und Kommunen angesichts des zunehmenden Kostendrucks das Überleben zu sichern.

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