
Die digitale Transformation mit BIM
Koordination der Planung von der Ausschreibung bis zur Abrechnung
Im BIM-Prozess nimmt die Koordination der digitalen Ausführungs- und Montageplanung eine wichtige Rolle ein. Eine praxisorientierte Hilfestellung für die Koordination bietet das Buch „BIM mit VOB & AVA für Errichter und Betreiber“.
Die digitalisierte Dokumentation auf der Baustelle nimmt für die Leistungsabrechnung und eine nachtragsarme Inbetriebnahme einen immer wichtigeren Teil ein. Daher ist es essenziell, als Baubeteiligter zu verstehen, wie dem Planmodell statt der papier- und PDF-orientierten Bauwerksdokumentation durch Produktinformationsmodelle eine BIM-konforme Dokumentation als As-Built-Modell gegenübergestellt wird.
Das Buch „BIM mit VOB & AVA für Errichter und Betreiber“ ist der Koordination der digital ausgerichteten Ausführungs- und Montageplanung gewidmet. Daher unterstützt der Inhalt des Buchs nicht nur in der Planungsphase, sondern hilft auch den Errichtern, die BIM-orientierten Einkaufsbedingungen der Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung (AVA) erfüllen zu können.
Eine 3D-Zeichnung ist kein BIM
Die Ausschreibungsphase basiert gemäß HOAI auf den Daten der Ausführungsplanung und bildet die Ausgangslage für die Bieter bei deren Werks- und Montageplanung. Das Ziel von BIM, die Nachhaltigkeit und den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes digital abzubilden, verspricht mehr Transparenz im Planungs- und AVA-Prozess. Mittels einer gemeinsamen Datenablage (CDE) schafft man eine gemeinsame Datenumgebung und einen medienbruchfreien Abgleich der Planungs- und Errichterdaten in Bezug auf die BIM-Eigenschaften.
Alle an den AVA-Prozess angrenzenden Beteiligten wie Einkauf, Lieferanten, Hersteller und Errichter müssen einen BIM-Beitrag an den Schnittstellen zur CDE des Auftraggebers leisten, denn auf sich allein gestellt ermöglicht keine der am Markt befindlichen Softwarelösungen einen vollumfänglichen BIM-Prozess. Weder eine 3D-Zeichnung noch die digitale Simulation der Laufzeit eines Gebäudes sind BIM.
Seit Mitte 2020 findet der elektronische Datenaustausch der Kunden ohne Vertriebsnetze unmittelbar mit den Herstellern statt, sodass Modelldaten und Beratungsleistungen direkt bei den Herstellern abgefragt werden können. Die Produktdaten-Informationssysteme der Hersteller können heute direkt auf Basis der Herstellungsprozesse BIM-fähig gemacht werden und mit den Werks- und Montagesystemen der Errichter und Handwerker in den Datenaustausch treten. Erst das Zusammenspiel der digitalen Transformation von der Ausschreibung bis zur Inbetriebnahme und Abrechnung kann als BIM definiert werden.
Fingerabdruck für jedes Produkt
Noch einen Schritt weiter gehen GS1 (Global Standards One), die über Barcodes und RFID-Etiketten auf vielen Herstellerprodukten bekannt sind. Die Nummer unterhalb des Barcodes wird Global Trade Item Number (kurz: GTIN, ehemals EAN) genannt. Sie ist ein Fingerabdruck für Waren im Internet und im stationären Handel. Im Zusammenhang mit BIM ist von Bedeutung, dass das Geschäftsmodell von GS1 in der Vergabe einer weltweit eindeutigen Basisnummer für seine Kunden besteht, womit Produkte wie oben beschrieben eindeutig identifiziert werden, aber auch Transporteinheiten, Anlagengüter und Dokumente mit Nummernkreisen weltweit eindeutig adressierbar sind.
Die Quellen werden sich hinsichtlich der Stammdaten für Katalogdaten, Dokumente, Fotos, Eigenschaften und eben 3D-Modelle auf das Produktinformationsmanagement (PIM) System des Herstellers beziehen. Auch Klassifizierungssysteme wie ETIM, eCl@ss und IFC können auf die herstellerspezifischen Produktdaten verweisen.
BIM = Kollaboration
Durch diese Standards kann die Qualität der Daten über Softwaresysteme hinweg möglich gemacht werden, und genau das ist ein wichtiges, bisher fehlendes Puzzleteil für einen breiten Einsatz von BIM. Denn wenn nur ein Baubeteiligter Veränderungen am Gebäude vornimmt, verliert BIM seine Gültigkeit. Das digitale Mapping zwischen Planungs- und Errichterdaten ermöglicht auch, dass bestimmte Akteure mithilfe der Standards in BIM arbeiten können, ohne direkt am Modell arbeiten zu müssen.
Als praktisches Beispiel kann der Austausch einer Schließanlage dienen. Nach der Reparatur durch einen Servicetechniker wird die Veränderung per Foto und mit einem Hinweis auf die genaue Artikelnummer in einer App dokumentiert. Das Foto und die Nummer werden in ein System eingespeist, das wiederum diese Informationen an das Modell in einem lesbaren BIM-Format weitergeben kann.