Welche Herausforderungen bestehen bei der allgemeinen Einführung von BIM – und speziell bei den Kommunen?
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BIM auf kommunaler Ebene – Ressourcenknappheit, Innovationsdynamik, enge Regularien

Elena Straßenmeyer

Welche Herausforderungen bestehen bei der allgemeinen Einführung von BIM – und speziell bei den Kommunen?

Die Digitalisierung ist auch im Bauwesen nicht mehr aufzuhalten. Die Mehrheit der Bauunternehmen hat ihre Dringlichkeit erkannt. Das betrifft insbesondere die Arbeitsmethode BIM, deren Wichtigkeit und Wirkung in der Branche als sehr hoch eingeschätzt wird, da sie in direkter Abhängigkeit zur Marktpenetration liegt. (1) Vor allem die Produktivitätssteigerung sowie die Erhöhung der Zeit- und Kosteneffizienz bilden Faktoren, die eine positive Wirkung auf den Bauprozess entfalten, weshalb BIM immer mehr zur Anwendung kommt. (2)

Auch für die Auftraggeberseite können sich der digitale Umschwung und die Nutzung von Building Information Modeling lohnen und zu erheblichen Einsparungen führen – nicht nur hinsichtlich monetärer Mittel, sondern auch in Hinblick auf die effiziente Abwicklung von Sanierungsmaßnahmen, denen sich die Kommunen vor allem im mittleren Ruhrgebiet aktuell und für die kommenden Jahre gegenübergestellt sehen.

Im Rahmen des Projekts BIM.Ruhr soll daher die Implementierung und Anwendung der BIM-Methodik im kommunalen Kontext untersucht werden. Ein Thema, das dabei vermehrt aufkommt, sind die allgemein auftretenden Herausforderungen, denen sich sowohl BIM-Neulinge als auch BIM-Experten stellen müssen. Einige dieser Probleme können verringert werden, wenn man sie frühzeitig erkennt und ihnen entsprechend entgegengewirkt.

Im Kontext dieses Artikels wird der Fokus auf die Herausforderungen bei der Einführung der BIM-Methodik gelegt, insbesondere auf die Aufgaben, die explizit die Kommunen tangieren. In zahlreichen Interviews und interdisziplinären Arbeitsgruppensitzungen mit KMU sowie Vertretern der öffentlichen Hand haben sich diverse Herausforderungen abgezeichnet, die in diesem Beitrag aufbereitet werden sollen. Dabei werden zunächst die verschiedenen Herausforderungsebenen beschrieben, um anschließend sukzessiv die allgemein auftretenden Problematiken bei der BIM-Implementierung und letztlich die explizit kommunalen Herausforderungen darzulegen. Darüber hinaus werden entsprechende mögliche Optionen zur Überwindung dieser Herausforderungen formuliert.

Die dargestellten Herausforderungen werden zudem im Leitfaden sowie in den Handreichungen, die das Forschungsprojekt BIM.Ruhr am Ende seiner Laufzeit veröffentlicht, aufgenommen und mit möglichen Lösungsansätzen versehen.

Welche Herausforderungsebenen bestimmen den Einsatz von BIM? 

Die Ausgeprägtheit der Herausforderungen variiert stark sowohl von Kommune zu Kommune als auch von Unternehmen zu Unternehmen. Während es übergeordnete Herausforderungen zu meistern gibt, denen sich alle BIM-Interessierte stellen müssen, sehen sich Kommunen einer Vielzahl von weiteren Hürden gegenüber, die es bei der Einführung von BIM zu überwinden gilt. Auf diese kommunenspezifischen Schwierigkeiten möchte sich dieser Beitrag fokussieren, mit dem Ziel, BIM-interessierten Kommunen die Möglichkeit zu bieten, sich frühzeitig mit den Problemen auseinanderzusetzen.

Die Thematik der BIM-Herausforderungen weist eine komplexe Vielschichtigkeit auf, da sie sich nicht nur in generelle und kommunale Herausforderungen differenzieren lässt, sondern je nach Intensität der Anwendung von BIM divergiert. Denn je tiefer sich mit der BIM-Methode auseinandergesetzt wird und je mehr Anwendungsfälle umgesetzt werden, desto unterschiedlichere und prägnantere Herausforderungen gilt es zu meistern. Deshalb lassen sich die Herausforderungen nicht nur anhand der Körperschaft, d. h., den verschiedenen Kommunen oder Unternehmen, ermitteln, sondern vor allem auch auf Grundlage des Fortschritts des jeweiligen BIM-Grads in der Körperschaft.

Aus diesen beschriebenen Gründen hat sich das BIM.Ruhr-Projekt dafür entschieden, den Leitfaden und die Handreichungen an einem Punkt anzusetzen, der alle Anwender der BIM-Methodik mit einbindet. Grund dafür ist, dass sich die meisten Kommunen des mittleren Ruhrgebiets am Anfang der BIM-Einführung befinden. Das Ziel des Leitfadens besteht darin, einen niedrigschwelligen Einstieg in die BIM-Methodik zu ermöglichen, sodass auch anfängliche Herausforderung nicht als unüberwindbar erachtet werden.

Diese Eigenschaften führen dazu, dass die auftretenden Problematiken in drei BIM-Herausforderungsebenen eingeteilt werden können.

Auf der obersten Herausforderungsebene stehen übergeordnete Regularien und Richtlinien, die für die Implementierung und Anwendung von BIM unverzichtbar sind. Dabei handelt es sich vor allem um Vorgaben aus Normungen, Standards, Richtlinien und Leitfäden. Die komplexe Normungsarbeit, die auf dieser Ebene stattfindet, bringt neue, digitalisierte Prozesse mit konventionellen Abläufen des Baugewerbes in Einklang bzw. passt veraltete Prozesse der neuen Realität an.

An dieser Stelle sind die jeweiligen Normungsarbeiten für BIM jedoch noch unvollständig oder nicht ausreichend, um die komplexen Prozessabläufe hinreichend und vollständig unter Einbeziehung aller Bautypen und Lebenszyklusphasen zu beschreiben. Insbesondere besteht ein Nachholbedarf bei der Verwendung von BIM im Betrieb, da sich die bisherigen Arbeiten hauptsächlich auf die Planung beschränken. (3) Daher leistet die kontinuierliche Arbeit der DIN, des VDI und von BIM-Deutschland zusammen mit buildingSMART einen wichtigen Beitrag, um diese Lücken zu schließen. (4)

Eine Ebene darunter, auf der Unternehmensebene respektive Kommunalebene, finden sich weitere Herausforderungen. Gesetzt dem Fall, dass alle relevanten Normen und Richtlinien für die vorgesehenen Anwendungen der BIM-Methode vorhanden sind und verstanden wurden, muss sich als nächstes mit der internen Umsetzung beschäftigt werden. Dabei spielen vor allem die Qualifizierung und das Mitwirken der Mitarbeiter eine große Rolle.

Hinzu kommen die zum Teil hohen Investitionskosten für Hard- und Software, die stark variieren können, je nachdem, wie ausgeprägt die bereits vorhandene Ausstattung ist. Dabei hängt die Ausgeprägtheit der Herausforderung davon ab, wie weit die Digitalisierung der internen Prozesse bereits vorangeschritten ist. Denn je weiter sie erfolgt ist, desto leichter fälltt hier der Übergang von den herkömmlichen Prozessen zu den BIM-basierten Strukturen.

Neben den neuen Softwareanwendungen und dem Verständnis und Mitwirken der Mitarbeiter gibt es darüber hinaus neue Rollen, Aufgaben und Zuständigkeiten, die an die bestehenden Strukturen angepasst respektive in diese integriert werden müssen.

Die unterste Herausforderungsebene umfasst die anwendungsorientierten Herausforderungen, die bei der praktischen Anwendung und Umsetzung von BIM-Prozessen auftreten können. Davon betroffen sind sowohl Softwarehersteller, die sich mit Software- und Schnittstellenproblemen auseinandersetzen müssen, als auch die Auftraggeber von BIM-Projekten, die in der Lage sein müssen, adäquate Anforderungen an die Modelle und den Informationsaustausch zu formulieren.

Aber auch die Auftragnehmer, ob Vermesser, Planer oder Bauausführende sehen sich bei der Anwendung von BIM immer wieder vor Herausforderungen gestellt. Insbesondere die Bauausführenden stehen derzeit noch vor den größten Herausforderungen, da die BIM-Methode in der Anwendung noch am wenigsten erprobt ist.

Welche grundlegenden Herausforderungen existieren bei der BIM-Methodik?

Auftretende Herausforderungen und Aufgaben, die bei der BIM-Einführung in Unternehmen oder Kommunen gemeistert werden müssen, sind vielfältig und vielschichtig. Einen ersten groben Überblick ermöglicht die nachfolgende Abbildung, die einige der größten Herausforderungen darstellt, die bei der Implementierung von BIM berücksichtigt werden müssen. Der Fokus liegt dabei deutlich auf der differenzierten Darstellung von kommunalen Herausforderungen (blau), die auch einige allgemeine Herausforderungen (grau) mit einbeziehen.

Eine grundlegende Herausforderung liegt darin, wie mit der Implementierung von BIM begonnen werden soll. Hierbei gibt es unterschiedliche Ansätze, die von diversen Faktoren abhängen, wie zum Beispiel den Vorkenntnissen, dem Stand der Digitalisierung, den finanziellen Mitteln und noch mehr. Grundsätzlich muss daher untersucht werden, wo die Unterschiede zwischen den konventionellen und den neuartigen Arbeitsprozessen mit BIM liegen.

Neue Rollen, Aufgaben und Zuständigkeiten 

Da es sich bei der BIM-Methodik um eine komplexe Arbeitsmethode handelt, die den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks begleiten soll, gilt es in erster Linie, neue Aufgaben und Zuständigkeiten zu verteilen. Dadurch ergibt sich eine unumgängliche Anpassung der Rollenbilder sowie eine Neueinführung von gewissen Rollen wie dem BIM-Manager und dem BIM-Koordinator.

Dieser Einflussfaktor der Neueinführung und Anpassung der Rollen, Aufgaben und Zuständigkeiten erweist sich nicht nur als Herausforderung an sich. Denn diese Gegebenheit beeinflusst insbesondere auch eine der größten kommunalen Herausforderungen: die vorherrschende Ressourcenknappheit. Diese explizit kommunale Herausforderung wird noch im Laufe des Beitrags detaillierter aufgegriffen und beschrieben, nachdem zuerst die allgemeinen Herausforderungen, die Kommunen neben den Unternehmen und allen weiteren BIM-Anwendern betreffen, erläutert wurden.

Unterschiedliche Begrifflichkeiten

Weitere zu bewältigende Faktoren sind neuer Begrifflichkeiten, die mit der BIM-Methodik einhergehen und immer wieder in Normen, Richtlinien oder der Fachliteratur thematisiert werden. Häufig auftretende Begriffe sowie Abkürzungen sind beispielsweise Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA), BIM-Abwicklungsplan (BAP), Common Data Environment (CDE), Model View Definition (MVD) oder Level of Development (LOD), um nur einige zu nennen.

Diese Intensität an neuen Abkürzungen und Begrifflichkeiten kann auf den ersten Blick sehr einschüchternd wirken und zu einer Hürde bei der Arbeit mit BIM führen. Deshalb stellen die neuen Terminologien ebenfalls eine große Herausforderung für das sonst änderungsscheue Baugewerbe dar.

Die Schriftenreihe der VDI 2552 bietet hierzu eine gute Hilfestellung, indem zum Beispiel eine große Anzahl an Begrifflichkeiten im VDI 2552 Blatt 2 vorgestellt und erläutert wird. Darüber hinaus kann diese Problematik projektintern mit einem Begriffs- und Abkürzungsglossar innerhalb der AIA gelöst werden, damit alle Projektbeteiligten die neuartigen Begrifflichkeiten und die dazugehörigen Abkürzungen gleichermaßen verstehen, um die einheitliche Verwendung und das gemeinsame Verständnis innerhalb des Projektes zu gewährleisten.

Neue Projektphilosophie

Für die Anwendung der BIM-Methodik ist ein umfängliches Umdenken im Bauwesen nötig, weshalb Change-Management-Prozesse für die Implementierung von BIM unabdingbar sind. Denn BIM bedeutet nicht nur das Einhalten von Normen, Richtlinien und Standards, sondern setzt vor allem durch die Anwendung eines Common Data Environments (CDE) eine offene und kollaborative Arbeitsweise sowie einen transparenten Informationsaustausch zwischen allen Projektbeteiligten voraus. Diese erhöhte Transparenz sowie die gesteigerte Kollaboration zwischen den Projektbeteiligten führen dazu, dass eine Umstellung auf eine erneuerte Projektphilosophie unausweichlich ist.

Die neue Philosophie sollte sich dabei an den Grundsätzen des Lean Managements orientieren, indem eine effektive und effiziente Gestaltung der Wertschöpfungskette angestrebt wird. Der Fokus wird dabei auf die Bereiche Kundenorientierung und Vermeidung von Verschwendung gelegt, wodurch Ressourcen im Unternehmen – respektive in der Kommune – geschont werden.

Welche kommunalen Herausforderungen müssen die hiesigen Kommunen für eine erfolgreiche Einführung der BIM-Methodik meistern?

Auf Grundlage der vielen geführten Interviews im Rahmen des BIM.Ruhr-Forschungsprojekts mit verschiedenen Kommunen aus NRW kann generell gesagt werden, dass keine Kommune der anderen gleicht. Ihre Organisationsstrukturen sind verschieden, sodass kein Fachgebiet und Dezernat identisch zu einem anderen ist. Dies betrifft sowohl den personellen und monetären Faktor als auch den Faktor der Schnittstellenproblematik.

Diese Heterogenität stellt eine der größten Hürden bei der Erstellung eines Leitfadens für Kommunen dar, und sie ist eine große Herausforderung für die Kommunen selbst. Durch die jeweils stark unterschiedlichen Strukturen ist das Übertragen einer kommunalen Struktur auf alle kommunalen Verwaltungen unmöglich. Diese Gegebenheit erschwert den Aneignungsprozess der hiesigen Kommunen, da ein Lernen von- und miteinander nur bedingt möglich ist. Aus diesem Grund wird versuch, eine Strategie für den Leitfaden zu entwickeln, die möglichst viele Abweichungen abdeckt.

Besondere rechtliche Rahmenbedingungen öffentlicher Auftraggeber

Eine weitere eminente Herausforderung der deutschen Kommunen besteht in der Bindung an die VOB/A, wobei insbesondere das Erfordernis nach dem Wirtschaftlichkeitsnachweis sowie die Datenschutzanforderungen und die damit zusammenhängende Produktneutralität ausschlaggebende Faktoren spielen.

Erfordernis Wirtschaftlichkeitsnachweis

Die verpflichtende Einhaltung der VOB/A der öffentlichen Auftraggeber bringt das Gebot der wirtschaftlichsten Projektvergabe mit sich (VOB/A §2 Abs. 1 Nr. 1). Dies bedeutet, dass die Kommunen bzw. die öffentlichen Auftraggeber stets dazu verpflichtet sind, dem wirtschaftlichsten (nicht dem preisgünstigsten) Angebot den Zuschlag zu erteilen. (5)

Aus den iterativen Arbeitsgruppensitzungen des BIM.Ruhr-Projektes leitet sich jedoch ab, dass die BIM-basierte Angebotserstellung gegenüber der herkömmlichen Erstellung zum aktuellen Zeitpunkt einen um ein Vielfaches gesteigerten Arbeitsaufwand aufweist und zusätzliche Zeit beansprucht.

Produktneutralität

Der offene Datenaustausch, das sogenannte Open-BIM, spielt vor allem für Auftraggeber der öffentlichen Hand eine immer bedeutendere Rolle. Durch die Einschränkung, dass ihre Ausschreibungen stets einen offenen Wettbewerb (VOB/A §2 Abs. 1 Nr. 2) zulassen und fördern sollen, also unter anderem die Produktneutralität wahren müssen, sind sie auf diesen offenen Datenaustauschstandard angewiesen. Denn durch ihre Gebundenheit an die VOB/A darf „bei der Vergabe von Bauleistungen [...] kein Unternehmen diskriminiert werden.“ (6)

Wegen dieser Vorgabe kann Closed-BIM, das sich lediglich auf die Verwendung von Softwareprodukten eines speziellen Herstellers und des jeweiligen proprietären Formats bezieht (7), für Ausschreibungen der öffentlichen Hand nicht zur Anwendung kommen.

Gerade diese Thematik führt zu einem ausgeprägten Zwiespalt. Der Open-BIM-Standard führt zwar dazu, dass nicht einzelne KMU von der Ausschreibung direkt ausgeschlossen/diskriminiert werden bzw. enorme Ressourcen aufbringen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und an der Ausschreibung teilnehmen zu können. Sie verursacht aber gerade in der Anfangszeit eine komplexere und erschwerte Kollaboration zwischen allen Projektbeteiligten.

Besondere Datenschutzanforderungen und Datensicherheit

Auch im Bereich der Datenschutzanforderungen und Datensicherheit sehen sich Kommunen und öffentliche Auftraggeber vor besondere Herausforderungen gestellt, da sich auch hier besondere Anforderungen ergeben.

Während es zum Beispiel vielen Unternehmen freisteht, welche Software sie für die firmeninternen Prozesse verwenden, gelten bei Kommunen zum Teil strenge Richtlinien, um die Datensicherheit gewährleisten zu können. So dürfen Cloud-Dienste oder CDE-Lösungen, deren Server nicht in einem EU-Land stehen, nicht von Kommunen verwendet werden, was die Auswahl und Nutzung von üblichen und gut funktionierenden Softwarelösungen bedeutend einschränkt. Darüber hinaus ist auch der Anschaffungsprozess einer solchen Software verlängert, da sie sich an verschiedene Freigabeebenen und -prozesse halten muss.

Ressourcenknappheit (monetär und personell)

Der ausschlaggebende Faktor zur Einführung von BIM ist die Bewältigung und der Umgang mit der vorherrschenden Ressourcenknappheit bei den öffentlichen Auftraggebern. Diese beschränkt sich nicht nur auf die personellen Engpässe, sondern betrifft auch den monetären Handlungsspielraum der Kommunen.

Den bisherigen Erkenntnissen aus den Interviews und Diskussionen im Rahmen des BIM.Ruhr Projekts nach werden der monetäre Handlungsspielraum und das Baukostenvolumen der Kommunen für den Baubereich zum erheblichen Teil durch die Firmendichte im Stadt- bzw. Kreisgebiet definiert. Die abzutretende Gewerbesteuer steht dabei in direkter Verbindung mit dem Jahresgewinn. Die Kommunen greifen bei den Straßenerneuerungen auf die Einnahmen der Gewerbesteuer zurück. Darüber hinaus finanzieren die in NRW ansässigen Kommunen ihre Bauvorhaben über die Erschließungs- und Straßenbaubeiträge der Eigentümer der an die Straße grenzenden Grundstücke, die unter das sogenannte Kommunale Abgabengesetz (kurz KAG) fallen.

Über diese beiden Einnahmequellen hinaus können Straßenbauprojekte nur durch die Zuteilung von Fördergeldern finanziert werden. Aus dieser Thematik erwächst die Problematik, dass, wenn bei einer Fördergeldvergabe die Eigenmittel zu gering sind, es zu erheblichen Einschränkungen des Gestaltungsspielraums der Kommunen führt. Fördergelder sind häufig nur für einen spezifischen Bauprozess (bspw. Fahrbahnerneuerung) vorgesehen und nicht für die Erneuerung bzw. Sanierung des gesamten Straßenquerschnitts.

Schlussfolgernd lässt sich hier mutmaßen, dass BIM-basiertes Planen und Bauen bei den Kommunen aufgrund monetärer Ressourcenknappheit und -einschränkung und des fehlenden BIM-spezifischen Know-hows zum jetzigen Zeitpunkt nicht unproblematisch umgesetzt werden kann.

Darüber hinaus beeinflusst auch die personelle Ressourcenknappheit die Einführung von BIM in den Kommunen maßgeblich. Hier spielt nicht nur der akute Fachkräftemangel eine Rolle. Zusätzlich wird dieser auch durch den altersbedingten Ressourcenschwund verschärft. Bereits 2009 prognostizierte die Robert Bosch Stiftung, dass der Anteil der 55-jährigen zunehmen „und künftig einen maßgeblichen Anteil der Erwerbstätigen ausmachen“ wird (8).

Dieser Alterungsprozess betrifft insbesondere den öffentlichen Dienst (9), weswegen in den vergangenen Jahren die Befürchtung wächst, dass angesichts der hohen Rentenabgänge in den kommenden Jahren und des dazu noch weiter steigenden Wettbewerbs um die Fachkräfte die vollumfängliche Betriebsfähigkeit der öffentlichen Hand gefährdet ist. (10)

Hinzu kommt, dass die Ressourcenknappheit dadurch bestärkt wird, dass selbst, wenn ausreichend Personal eingestellt wird, die fehlenden Personalqualifizierungen für die Umsetzung von BIM-Anwendungen aufgrund der neuen Rollen, Aufgaben und Zuständigkeiten nur mittels Schulungen und Weiterbildungen behoben werden können.

Innovationsdynamik

Des Weiteren muss in den jeweiligen Kommunen die Innovationsdynamik ausgeprägt vorhanden sein. Nur mit dem Willen und der Unterstützung der oberen Ebenen bzw. der Managementebenen kann die BIM-Einführung wirklich gelingen. Nur dann wird der Fortschritt vorangetrieben und der Mehrwert der BIM-Methode erkannt. Diese Thematik wurde mehrfach in Interviews sowie in weiteren Diskussionsrunden wie in den Arbeitsgruppensitzungen als sehr wichtiger, ausschlaggebender Punkt angeführt, ohne den die BIM-Einführung nicht funktionieren wird.

Wie kann es mit der BIM-Implementierung bei öffentlichen Auftraggebern vorangehen?

Es existiert zwar eine Bandbreite an kommunalen Herausforderungen, die die öffentlichen Auftraggeber zusätzlich zu den generellen Problematiken meistern müssen. Doch können viele davon mit einigen vorbeugenden Maßnahmen gut bewältigt werden. Die Schwierigkeit der durchgängigen Terminologie kann beispielsweise mit Hilfe eines projektinternen Glossars in den AIA verankert werden, sodass hier für alle Projektbeteiligte eine einheitliche Basis geschaffen wird und es stets eine Möglichkeit gibt, diese nachzuschlagen, sollte es Unsicherheiten geben.

Darüber hinaus muss die obere Ebene einer jeden Institution den Willen haben, der Innovation BIM zu folgen und sie in den üblichen Arbeitsalltag zu implementieren. Denn nur dann besteht die uneingeschränkte Unterstützung, die benötigt wird, um alle Arbeitsprozesse und Strukturen hinsichtlich der Rollen-, Aufgaben- und Zuständigkeitsverteilung erfolgsversprechenden zu integrieren.

Insbesondere die Grundvoraussetzung der BIM-Methode, die uneingeschränkte Kollaboration, muss bei der Einführung beachtet werden. Dies funktioniert durch den Einsatz einer CDE sowie der Orientierung an den Ansätzen des Lean Managements. Außerdem basiert die kollaborative und transparente Arbeitsweise auf Normen und Standards, welche die Grundlage für ein digitales Modell bilden und die Zusammenarbeit der einzelnen Projektbeteiligten verbessern soll. Lediglich die Herausforderung der Ressourcenknappheit gehört nicht zu den Problematiken, denen ohne Weiteres entgegengewirkt werden kann, weswegen sie auch die schwierigste sowie weitreichendste Herausforderung darstellt.

Daher müssen zu Beginn des umfangreichen Einführungsprozesses die in diesem Artikel beschriebenen Herausforderungen fokussiert und sukzessive abgearbeitet werden. Denn erst danach kann sich dem weiteren Prozess der BIM-Implementierung oder dem Einsatz von BIM im Betrieb gewidmet werden. Das spielt gerade für Kommunen eine ausschlaggebende Rolle, da die öffentlichen Auftraggeber eine hohe Bewirtschaftungsquote haben, die ein sehr komplexes und umfangreiches Aufgabengebiet darstellt und durch den Einsatz von BIM maßgeblich erleichtert werden kann.

Über das Projekt BIM.Ruhr

Das Projekt-Netzwerk Building Information Modeling Mittleres Ruhrgebiet (BIM.Ruhr) ist ein Förderprojekt des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (ERFE) und stellt ein Kooperationsvorhaben des Kreises Recklinghausen mit den Städten Bochum und Herne, dem BIM-Institut der Hochschule Bochum sowie dem Institut für Baubetrieb und Baumanagements der Universität Duisburg-Essen da. Ziel des Projektes ist der Auf- und Ausbau eines Innovationsnetzwerks rund um die BIM-Methode und die Veröffentlichung eines Leitfadens zur BIM-Einführung bei öffentlichen Verwaltungen.

Das Projekt BIM.Ruhr arbeitet innerhalb seiner Arbeitsgruppen weiter eng mit kommunalen Vertreterinnen und Vertretern sowie KMU zusammen, um eine praxisorientierte und für die Arbeit alltagsnahe Strategie zur kommunalen Einführung von BIM zu formulieren. Gestützt wird die Arbeit in den Arbeitsgruppen von wissenschaftlichen Erkenntnissen der beteiligten Hochschulen des Projektes. Abschließend werden die Erkenntnisse in einem Leitfaden zusammengefasst, mit dessen Hilfe die BIM-Einführung in Kommunen

Weitere Informationen zum Projekt BIM.Ruhrt: Hier klicken

Fußnoten

Literaturverzeichnis

Autor/in

Elena Straßenmeyer

Elena Straßenmeyer

wissenschaftliche Mitarbeiterin des IBB 

Elena Straßenmeyer ist Masterabsolventin der Universität Duisburg-Essen (UDE) im Bauingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Baubetrieb und Wirtschaftswissenschaften. Sie absolvierte ihren Bachelor an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen (WHS GE) im Bereich TGA. Für das Forschungsprojekt BIM.Ruhr war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Baubetrieb und Baumanagement (ibb) der UDE tätig. In dessen Kontext erforschte sie die kommunalen Herausforderungen hinsichtlich der BIM-Methodik auf Anwendungsebene. Seit April 2023 ist sie bei der Amprion GmbH im Bereich BIM angestellt.